7.8.12

EBS winkt Spike von EUR/CHF 1,2013 auf 1,2092 durch


Der Betreiber der von Geschäftsbanken und Zentralbanken genutzten Devisenhandelsplattform EBS, die Firma ICAP, winkt den Spike beim Eurokurs CHF durch. Es handele sich um einen gültigen Handelsabschluss, der auch zähle, sagte eine EBS-Sprecherin. Das Devisenpaar war gestern im späten US-Handel in Sekundenschnelle von EUR/CHF 1,2013 auf 1,2092 gestiegen und sofort wieder auf 1,2011 gefallen.

Über Ostern 2012 waren Brüche des Mindestkurses für ungültig erklärt worden, weil sie nicht auf den zwei großen Handelsplattformen zustande kamen, sondern im Devisenhandel kleinerer Banken untereinander. Einen so genannten „Fat Finger Trade“ beim Spike auf 1,2092 schließt Matthew Alexy, Vizepräsident im Bereich Foreign Exchange bei TD Securities, aus, weil die Aufzeichnungen zu viele Trades zeigten.

Eine Computerspanne ist es auch nicht gewesen, wie das Statement der EBS-Sprecherin zeigt. So lag die Ursache wahrscheinlich in einem oder mehreren Marktteilnehmern, die ihre Franken verkaufen mussten. Eine Großbank dürfte es nicht gewesen sein, weil die Geldhäuser an 5 Tagen in der Woche rund um die Uhr ihre Franken für mindestens 1,2010-1,2015 der Nationalbank unterjubeln können.

Banken haben kein Motiv ihre Schweizer Franken zu einem für sie um knapp ein Rappen schlechteren Eurokurs von 1,2092 CHF zu verkaufen. Der Spike könnte durch ein multinationales Unternehmen verursacht worden sein, das Zahlungseingänge verbuchte oder Kapital umschichtete. Der Mineralölreise Shell gab gestern bekannt, wegen der Schuldenkrise Geldanlagen aus Europa in die USA zu verlagern.

Der steile Anstieg beim Eurokurs CHF könnte auch in Verbindung mit der Sicherung einer Kapitalspritze des Wertpapierhändler Knight Capital Group, der in der vergangenen Wochen Turbulenzen an den Aktienmärkten ausgelöst hatte und beinahe Pleite gegangen war, stehen.

Es könnten auch Spekulanten am Werk gewesen sein. Die zwei bis drei Stunden zwischen US-Börsenschluss und der Öffnung der asiatischen Märkte werden sehr wenige Devisen gehandelt. Hierbei würde es sich um Spekulanten handeln, die mit einem Anstieg des Euros gegenüber dem Schweizer Franken Geld verdienen wollen.

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