SNB Fremdwährungsbestände (in Milliarden Franken) |
Zwar kommt der Rückgang der Fremdwährungsbestände für vielen Analysten ein wenig überraschend. Ökonomen waren durchschnittlich von einem Anstieg auf 432 Milliarden Franken ausgegangen. Der Mindestkurs bei 1,20 wird durch die Abnahme allerdings erst einmal nicht glaubwürdiger. Sonst würde der Euro Richtung ein 1,21 CHF steigen. Er tut es aber nicht.
Damit bekommen diejenigen Devisenexperten recht, die von der Höhe der Fremdwährungsbestände nicht die Länge die Mindestkurs-Politik ableiten. Entscheidend ist vielmehr die Entwicklung der Schweizer Teuerung. Die SNB stoppte eine im März 2009 eingeleitete erste Interventionsrunde an den Devisenmärkten (ohne Mindestkurs), als die Teuerung im Sommer 2010 auf 1,0 Prozent kletterte
Im Oktober stieg die jährliche Inflation auf -0,2 Prozent nach -0,4 Prozent im Vormonat, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) heute Morgen mitteilte. Wenn es in dieser Geschwindigkeit weiter gehen sollte, könnte die Teuerung bis Ostern 2013 an die Marke von 1,0 Prozent heran kommen.
Sodann wäre die Nationalbank nicht mehr in der Lage anzuführen, dass sie am Devisenmarkt interveniert, um Deflationsgefahren zu bekämpfen. Die Mindestkurs-Politik könnte als Währungsmanipulation ausgelegt werden, weil sie der Schweiz dabei hilft Leistungsbilanzüberschüsse von zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu erwirtschaften.
Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss liegt weniger als halb so hoch. Würden die Deutschen sechs Prozent überschreiten, würde gegen die Bundesrepublik ein Verstoßverfahren in Brüssel eingeleitet werden. Für die Schweiz könnte es entsprechende Mahnungen, ein freies Wechselkurssystem wieder zuzulassen, von der EZB, der G7 Gruppe und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) geben.