Er schafft es nicht gegenüber dem Schweizer Franken über 1,22 zu steigen. Auch zum US-Dollar präsentiert sich der Euro trotz einem fulminanten Quartalsauftakt an den Aktienmärkten sehr schwach. Die Europäische Zentralbank (EZB) kritisiert Manipulationen am Wechselkurs, wie sie in der Schweiz seit mehr als vier Jahren Gang und Gäbe sind.
Der Eurokurs notiert am Mittwochmorgen bei 1,2165 Franken. Das Fünfwochentief vom Vortag bei 1,2135 kommt wieder näher. Gegenüber dem US-Dollar beläuft sich der Wert der Gemeinschaftswährung aktuell auf 1,2790. Das Devisenpaar befindet sich seit Anfang Februar im freien Fall. Seinerzeit kostete der Euro noch 1,3712 USD.
"Es wäre ein Anlass zur Sorge, wenn Länder offenkundig kompetitive Abwertungen verfolgen würden, insbesondere durch das Ergreifen von Käufen ausländischer Vermögensgegenständen", sagte Frankreichs EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure gestern bei einer Rede in Washington.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die von Coeure gebrandmarkte Politik zwischen von September 2011 bis Oktober 2012 betrieben. Um Außenhandelsüberschüsse zu verteidigen, kaufte die SNB in Euro denominierte Devisenreserven. Die Fremdwährungsbestände schwollen von 253 Milliarden auf 429 Milliarden Franken an.
Der Warnschuss kommt direkt aus dem sechsköpfigen Direktorium der Europäischen Zentralbank und ist damit ernstzunehmender, als wenn sich ein nationaler Notenbanker, wie der Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, oder der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OENB), Ewald Nowotny, zu Wort melden würde.
Mindestkurs-Kritiker würden es begrüßen, wenn der Eurokurs in den kommenden Wochen auf 1,20 CHF fiele, was ein abermaliges Eingreifen der SNB erfordern würde. Die eidgenössische Währungspolitik käme in den Fokus, weil die Schweiz ein Wiederholungstäter ist, wenn es darum geht, Wechselkurse ausschließlich zu ihren Gunsten zu manipulieren.