Die Europäische Zentralbank (EZB) mischt sich in die Politik ein. Notenbankchef Mario Draghi soll nach übereinstimmenden Medienberichten aller großen Zeitungen den italienischen Staatschef Giorgio Napolitano von einem Rücktritt abgehalten haben. Der Eurokurs bleibt im Keller. Die Gemeinschaftswährung notiert am Ostermontag bei 1,2160 Franken.
Draghi habe Napolitano antelefoniert und vor einen Rücktritt gewarnt. Wegen den Spannungen an den Kapitalmärkten könne es sich Italien nicht leisten ohne politische Führung zu sein. Wenn Italiens Staatschef früher aus dem Amt geschieden wäre, hätte es bis zum Sommer Neuwahlen geben können. Die Verfassung untersagt es Napolitano in den letzten Monaten seiner Amtszeit, die am 15. Mai endet, das Parlament aufzulösen
Die graue Eminenz EZB hat mal wieder in den politischen Prozess eingegriffen. Um die Börsenstimmung hoch und die Finanzmärkte bei Laune zu halten spricht Draghi ein Machtwort. Durch seine ständigen Interventionen verhindere der Italiener ein "reinigendes Gewitter", sagen seine Kritiker.
Am Ende werde Italien so oder so Hilfe benötigen, sei es in Form einer hohen Inflation oder Anleihekäufen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch eine Rückkehr zur Lira könnte es geben. Damit ließe sich im Handumdrehen die geringe Wettbewerbsfähigkeit Italiens erhöhen. Der Stiefel-Staat würde hohe Exportüberschüsse erwirtschaften und Devisenreserven anhäufen.
Mit den Devisenreserven wäre man in der Lage den Schuldendienst zu leisten. Argentinien, dessen Bevölkerung etwa zu 40 Prozent italienischer Abstammung ist, verfährt nach diesem Prinzip seit Jahren. Die Folge: Das südamerikanische Land hat mit etwa 30 Prozent die höchste Inflationsrate der G20-Gruppe.