31.1.14

Euro-Deflationskatze aus dem Sack

Rollt auf den Euroraum eine Deflationslawine zu? Und wenn ja, wie reagiert die Europäische Zentralbank (EZB) darauf? Nachdem die Inflationsrate überraschend deutlich nachgegeben hat, liegen plötzlich wieder alle geldpolitischen Giftspritzen für den Euro-Franken-Kurs auf dem Tisch.

Die jährliche Inflationsrate in den Euroländern sank von 0,8 Prozent im Dezember 2013 auf 0,7 Prozent im Januar 2014, wie das Statistikamt Eurostat heute in Brüssel mitteilte. Ökonomen nehmen den Rückgang perplex zur Kenntnis. Sie hatten mit einem Anstieg der Teuerungsrate auf 0,9 Prozent gerechnet.

Mit Bestürzung reagierte auch der Euro-Franken-Kurs. Er sinkt nach der Veröffentlichung der Teuerungsrate auf ein Tagestief bei 1,2215. Wenn die EZB nun ernst macht, müsste sie eine Lockerung der Geldpolitik vornehmen. Die Gemeinschaftswährung könnte auf 1,20 Franken nachgeben.

Wertpapierkäufe nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed sollten ein Gesprächsthema sein, wenn sich das EZB-Direktorium samt Rat am kommenden Donnerstag in Frankfurt zusammenfindet. Darüber hinaus dürften Maßnahmen wie Dreijahres-Kredite sowie Zinssenkungen diskutiert werden.

Sollte EZB-Chef Draghi dem bisherigen proaktiven Handlungsstil seiner Amtszeit treu bleiben, wird etwas passieren. Beobachter erachten eine Leitzinssenkung oder einer neue Tranche von Langfristkrediten am wahrscheinlichsten.

(Weiterlesen: EZB-Giftspritzen zermürben Fremdwährungskreditnehmer)

Der Euro muss jedoch gegenüber dem Franken nicht vorzeitig die Waffen strecken. Sollten sich die EZB-Falken aus den Euro-Nordstaaten durchsetzen und bliebe es bei einer Geldpolitik der ruhigen Hand, hätte der Euro Aufwärtsspielraum. Hintergrund ist die langsamere Geldentwertung, die noch von Märkten eingepreist werden muss.

Zum Thema:
Wall Street Journal ruft 2014 zum Jahr der Franken-Schwäche aus

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