10.1.14

Schwache Teuerung verlängert Mindestkurs-Haltbarkeitsdatum

Weil die Teuerung erneut ins negative Terrain abrutscht, besitzt die Schweiz eine Blankovollmacht für die Beibehaltung der Euro-Untergrenze bei 1,20 Franken. Einige Analysten sind sich dem Erfolg der Mindestkurs-Politik bereits so sicher, dass sie über den Abbau der Devisenreserven spekulieren. Damit könnte die SNB jedoch Selbstmord begehen.

Die monatliche Inflationsrate in der Schweiz sank von 0,0 Prozent im November 2013 auf -0,2 Prozent im Dezember 2013, teilte das Bundesamt für Statistik heute in Neuchâtel mit. Dadurch haben sich die Deflationsgefahren erhöht, was die Rechtfertigung der Mindestkurs-Politik erleichtern dürfte.

Auf der internationalen Bühne kann die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiterhin mit Fug und Recht behaupten (und keiner kann ihr de facto das Gegenteil beweisen), dass man die Euro-Untergrenze bei 1,20 Franken benötige, um Deflationsgefahren zu bekämpfen.

Der eigentliche Grund, nämlich dass mit dem Mindestkurs die Planungssicherheit der Schweizer Exporteure drastisch erhöht wird, die dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen aus dem Euroraum haben, darf die SNB offiziell nicht zugeben, weil sie sonst als Wechselkursmanipulator bezichtigt werden würde.

Ein Schritt vor, zwei zurück

"In diesem Jahr könnten sich die Devisenmärkte allmählich die Frage stellen, wann die SNB damit beginnt, ihre Devisenreserven zu veräußern", zitiert die Handelszeitung die Analystin Ursina Kubli von der Bank Sarasin.

Spekulationen über einen Abbau würden jedoch nicht in die Strategie der Nationalbank passen. Wenn man die Aussagen von SNB-Chef Thomas Jordan und seinem Vize Jean-Pierre Danthine analysiert, dann deutet vieles darauf hin, dass man zunächst den Euro-Mindestkurs aufgeben wird. Erst danach kommt ein marktschonender, langjähriger Verkauf der Euro-Devisenbestände in Betracht.

Darüber hinaus könnte jegliches Signal eines bevorstehenden Abbaus von Euro-Reserven seitens der SNB dazu führen, dass Händler die Reißleine ziehen und als erstes aussteigen. Dies hätte zur Folge, dass der Euro in Nullkommanichts auf 1,20 Franken sinken würde.

Sodann müsste die SNB die Devisenbestände wieder erhöhen, um den Euro-Mindestkurs zu verteidigen, und um dem nächsten Milliardenverlust aus dem Weg zu gehen.

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