Mario Draghi will die Banken mit 700 Milliarden Euro beglücken. Diesmal müssen sich die Geldhäuser jedoch an Spielregeln halten. Das frische Zentralbankgeld ist ein Grund für die jüngste Abwertung des Euros zum Franken. Es könnte noch schlimmer kommen, wenn sich der Internationale Währungsfonds mit seiner neusten Forderung durchsetzt.
Der Wechselkurs des Euros befindet sich derzeit in einer engen Handelsspanne zwischen 1,2130 und 1,2150 Franken. Gegenüber dem US-Dollar notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,36. Die für einige Fremdwährungskreditnehmer fabelhafte Kursentwicklung des Euros gegenüber dem Japanischen Yen liegt bei 138.
Derweil warnt die Europäische Zentralbank (EZB) die Banken im Euroraum das Geld aus dem neuen Langfristkreditprogramm (TLTRO) für den Kauf von Staatsanleihen einzusetzen. Sollte sie sich die Geldhäuser nicht an diese Spielregel halten, müssten sie die Kredite vorzeitig zurückzahlen, sagte EZB-Chef Mario Draghi bei einer Anhörung vor dem Europaparlament.
Über das im Juni eingeführte TLTRO-Programm wird die EZB bis zum Jahr 2018 etwa 700 Milliarden Euro in die Märkte pumpen, haben Volkswirte ausgerechnet. Die Banken sollen die Kredite an private Haushalte und Unternehmen weiterreichen, so die Idee der Zentralbank.
Nicht genug
"Die Menge an umlaufenden Bargeld- und Bankreserven, die die EZB nach Ausbruch der Finanzkrise zusätzlich schuf, ist im internationalen Vergleich gering", schreibt der Vermögensverwalter der Deutschen Bank, die Deutsche Asset & Wealth Management in einem aktuellen Kapitalmartkbericht. "Und auch jetzt will die EZB im Gegensatz zu den anderen Zentralbanken keine Anleihen direkt aufkaufen", heißt es.
Experten sind sich einig, dass nur ein Ankaufprogramm von Staatsanleihen den Euro so richtig schwach machen würde. Gegenüber dem US-Dollar würde die Gemeinschaftswährung bei einer solchen quantitativen Lockerung womöglich auf 1,20-1,25 Dollar abwerten, wie es von Airbus-Chef Fabrice Bregier gefordert wird. Der Euro-Franken-Kurs könnte auf 1,20 einbrechen, was neue Euro-Stützungskäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hervorriefe.
"Der Kauf von Staatsanleihen entsprechend dem Kapitalschlüssel der EZB würde deren Renditen senken, die Aktien- und Anleihepreise steigen lassen und schließlich auch Endnachfrage und Inflation im ganzen Euroraum erhöhen", sagt der Internationale Währungsfonds (IWF). IWF-Chefin Christine Lagarde fordert seit langem den Kauf von Staatsanleihen.