Finanzexperten rechnen in den kommenden Wochen mit einem Eingreifen der Schweiz am Devisenmarkt. Der derzeit bei 1,2090 Franken notierende Euro werde sich aus eigener Kraft nicht über dem Mindestkurs bei 1,20 Franken halten, sagen mehr als 60 Prozent. Der Absturz kann mit dem Anwerfen der Notenpresse oder der Einführung von Strafzinsen aufgehalten werden.
Um den Fortbestand des Mindestkurses muss man sich keine Sorgen machen. 15 von 24 Ökonomen, die der Finanzdienst Bloomberg befragt hat, erwarten eine Beibehaltung der Untergrenze bis 2017 oder später. Dafür werde die Schweizerische Nationalbank (SNB) allerdings einen Preis zahlen müssen. Zum Nulltarif, wie in den letzten Jahren, wird man den Mindestkurs nicht noch einmal bekommen, sagt die gleiche Anzahl der Umfrageteilnehmer.
"Anfänglich erwarten wir zunächst eine Verteidigung des Mindestkurses durch die SNB in Form von Devisenmarktinterventionen", zitiert Bloomberg den Analysten Thomas Bloomfield von 4Cast, einer renommierten Research-Firma im Bereich von Echtzeitanalysen und Prognosen. "Wir glauben nicht, dass die SNB negative Zinsen im September einführt, um sich dieses Option im Falle eines breitangelegten Anleihekaufprogramms der EZB offen zu halten.
Strafzins-Regime
Demnach dürfte sich die Schweiz zunächst für die Pest entscheiden, in dem sie die Notenpresse ankurbelt. Mit den frisch gedruckten Franken-Banknoten wird sie sodann Euro-Stützungskäufe durchführen, um den EUR/CHF-Kurs über 1,20 zu halten. 100 Milliarden Franken werde die SNB anfänglich in den Markt pumpen, schätzt Geoff Kendrick von Morgan Stanley.
Anschließend wäre es Zeit für die Einführung negativer Zinsen auf Bankeinlagen. Hierbei handelt es sich um eine Lockerung der Geldpolitik, die zu einer Abschwächung des Schweizer Frankens beitragen sollte. Der Preis: Geschätzte 500 Millionen Franken würde eine solche Aktion die Schweizer Banken kosten, die die Kosten eines Strafzins-Regimes an ihre Bankkunden weiterreichen werden.
Einsehen:
Flow-Chart zur Verteidigung des Mindestkurses