Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schauen Franken-Kreditnehmer dieser Tage auf die Europäische Zentralbank (EZB). Auf der einen Seite ist Mario Draghi Garant einer niedrigen Zinsbelastung. Auf der anderen Seite ist der Italiener die Ursache dafür, dass sich die Kreditschuld auch sechs Jahre nach der Finanzkrise nicht verringern will.
Weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen extrem niedrig hält, hat sich die monatliche Belastung für Franken-Kreditnehmer mehr als halbiert. Ein Beispiel: Vor der Finanzkrise 2008 zahlte man für einen endfälligen Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro jeden Monat 525 Euro Zinsen. Inzwischen hat sich der Betrag auf 195 Euro reduziert.
Hintergrund ist die Niedrigzinspolitik der SNB. Sie muss die Zinsen tiefer halten als im Euroraum. Täte sie es sich nicht, würde Kapital in die Schweiz fließen, das den Schweizer Franken aufwerten würde. Die Nationalbank wäre rund um die Uhr damit beschäftigt den Euro-Mindestkurs bei 1,2000 Franken zu verteidigen.
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Eine Neustrukturierung der Fremdwährungskredite erfolge nur auf freiwilliger Basis. Eine Konvertierung in einen Euro-Kredit werde empfohlen, sagte Reinhard Aumann, Leiter der Vertriebsdirektion Wohnbau & Immobilien der Erste Bank im Gespräch mit dem "Wirtschaftsblatt".
Konvertierungen sind verschmäht, weil mit ihnen die im Zuge der Euro-Abwertung von 1,68 Franken im Oktober 2007 auf aktuell 1,2075 Franken drastisch angewachsene Kreditschuld zementiert wird. Wer abwartet, hat hingegen die Chance, dass sich alles zum Guten wendet.
Wenn die EZB beginnt ab 2016/17 die Zinsen anzuheben, dürfte der Euro gegenüber dem Schweizer Franken wieder aufwerten. Die Kreditschuld würde sich bis zur Fälligkeit (viele Franken-Kredite müssen im Jahr 2025 zurückbezahlt werden) sukzessive verringern. Ein Franken-Kreditnehmer könnte mit zwei lachenden Augen auf die Zinspolitik der EZB zurückblicken.
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