Erstmals seit zwei Jahren unterschreitet der Euro die Schwelle bei 1,2030 Franken. Nun ist Tür und Tor für einen Rückgang auf 1,2000 offen. Der SNB droht ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust in der Schweizer Bevölkerung, sollte sie kurz vor der Goldinitiative ihre Druckerpresse ankurbeln müssen.
"Die Unterstützungslinie bei 1,2030 ist weiterhin intakt", schrieb die St.Galler Kantonalbank noch am 6. November 2014. Diese Feststellung wurde inzwischen hinfällig. Die nächste Meldung könnte bereits lauten: "Der Mindestkurs bei 1,2000 ist weiterhin intakt."
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte in den kommenden Wochen eine Vorgehensweise verfolgen, die Währungsexperten als "Dirty Floating" bezeichnen. Hintergrund ist die am 30. November 2014 stattfindende Abstimmung über die Höhe der künftigen Goldreserven.
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Sollten die Schweizerinnen und Schweiz die Goldinitiative durchwinken, wäre das ein erstes Indiz dafür, dass die Öffentlichkeit in das aktuelle Währungssystem das Vertrauen verliere, sagt Derek Halpenny, Research-Chef für Europa bei der Bank of Tokyo-Mitsubishi.
Man stelle sich vor, der Kurs des Euros sinkt nun auf 1,2000 Franken, woraufhin die Nationalbank öffentlichkeitswirksam die Druckerpresse anwerfen muss, um den Mindestkurs zu verteidigen. Dem Stimmvolk sind solche Eingriffe ein Dorn im Auge. Mit der Annahme der Goldinitiative könnte man SNB-Präsident Thomas Jordan die gelbe Karte zeigen.
Vor diesem Hintergrund hat die Schweizerische Nationalbank allen Grund bereits zum jetzigen Zeitpunkt Euro-Stützungskäufe durchzuführen, diese aber in der öffentlichen Wahrnehmung zu verschleiern (Dirty Floating). Ziel wäre es den Euro bis zum 1. Advent erst gar nicht auf den Mindestkurs fallen zu lassen.
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