17.12.14

Wegen Putins Cliquen-Kapitalismus: 1 Euro nur noch 1,2004 CHF

Lethargische Bewegungen hauchdünn über dem Mindestkurs und ein Daueraufenthalt des EUR/CHF-Kurses in einem engen Band zwischen 1,2006-1,2010. Ein deutlicheres Indiz für ein Eingreifen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kann es nicht geben. Am Devisenmarkt stapeln sich derzeit die Probleme. Russland ist die Antipode der Schweiz.

Stützungskäufe in Höhe von 8 Milliarden Euro soll die SNB Währungsexperten zufolge getätigt haben, um die Gemeinschaftswährung aufzupeppeln. Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken verstärkt sich mit dem Absturz des russischen Rubels. Zwischenzeitlich blinkt auf den Handelsplattformen ein Wechselkurs von EUR/CHF 1,2004 auf. Das ist der tiefste Stand seit August 2012.

Die russische Zentralbank kann von den Problemen der Schweizer Nationalbank nur träumen. Sie versucht die Abwertung des Rubels durch eine Leitzinsanhebung von 10 Prozent auf 17 Prozent sowie Rubel-Stützungskäufe zu verhindern, und scheitert. Im Gegensatz zur SNB kann Russlands Notenbank nicht unbegrenzt intervenieren. Die Währungsreserven in Euro und Dollar, die es braucht, um den Rubel zu stützen, sollen bei nur noch 200 Milliarden Dollar liegen.

"Den Wähler kann man an der Nase herumführen, die Märkte nicht", sagt die Politologin Julia Latinina. "Der Wert des Rubels spiegelt wider, was die Herrschaft Putins in den Augen der Märkte wert ist", erklärt die Politologin.

Putins Cliquen-Kapitalismus, die Sanktionen des Westens und natürlich der Ölpreisabsturz werden als Gründe für den Rubelverfall genannt. Investoren fliehen aus dem Riesenreich, weil eine Zahlungsbilanzkrise (wäre erreicht, wenn Russlands Zentralbank keine Währungsreserven mehr hätte) unmittelbar bevorsteht.

Der als sichere Hafen wahrgenommen Schweizer Franken profitiert von der Währungskrise in Russland. Wer bei einer russischen Bank Geld hat, schafft es außer Landes. Zwar will die russische Regierung von Kapitalkontrollen absehen. Die Erfahrungen vergangener Währungskrisen zeigen allerdings, dass die Halbwertszeit solcher Aussagen bei wenigen Tagen liegt.

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