16.2.15

Ohne Grexit-Gespenst wäre Euro schon 1,10 Franken wert

Der Euro-Franken-Kurs klettert auf 1,0645 Franken. Das ist der höchste Stand seit dem 15. Januar 2015. Ob es weiter nach oben geht, bestimmt die Politik. Die volkswirtschaftlichen Entwürfe der griechischen Regierung auf der einen, und der Eurogruppe auf der anderen Seite, stellen für die Kompromiss-Profis in Brüssel eine unüberwindbare Hürde da. Ohne das Grexit-Gespenst wäre 1 Euro schon 1,10 Franken wert.

Griechenlands Premier Alexis Tsipras sträubt sich gegen eine Verlängerung des zum Ende des Monats auslaufenden Rettungsprogramms. Er will sich stattdessen von der Eurogruppe eine sechsmonatige Brückenfinanzierung spendieren lassen, gefolgt von einem komplett neu ausgehandelten Schuldenpaket mit Gläubigerverzicht. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte bereits, dass man keine Brückenfinanzierungen mache.

In Wahrheit geht es darum, dass Tsipras dringend Geld braucht, um seine Wahlversprechen zu finanzieren. Die Steuereinnahmen des griechischen Staates brachen zu Jahresbeginn um 20 Prozent ein. Die Wirtschaft schrumpfte im Schlussquartal 2014 um 0,2 Prozent. Die Einlagen der Banken seien auf den niedrigsten Stand seit dem Ausbruch der schweren Schuldenkrise gefallen, berichtet die Deutschen Presse-Agentur.

Nach dem Willen der EU soll Hellas seine Arbeits- und Gütermärkte deregulieren. Es soll mehr Wettbewerb geben. Privatisierungen gelte es voranzutreiben. Eine Schablone für die erforderliche Sanierung sind die baltischen Staaten sowie die Slowakei, die sich im Gegensatz zu Griechenland, ihre Euro-Mitgliedschaft redlich verdient haben. Tsipras will von Deregulierung und einer niedrigeren Staatsquote nichts wissen und setzt auf Wirtschaftsdirigismus nach dem Vorbild südamerikanischer Atlantik-Anrainer.

Dominoeffekt

Griechenland sei auf einem guten Weg gewesen, wieder eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen - bis die neue Regierung gekommen sei, sagte Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble dem Deutschlandfunk. Das Land könne keine Wege aufzeigen, wie es das Geld erwirtschaften wolle, um die eigenen Ansprüche zu bezahlen.

Tsipras und sein Syriza-Bündnis wollen sich ihr marktwirtschaftliches Sozialismus-Projekt von den Steuerzahlern der anderen Euroländern bezahlen lassen. Für die Eurogruppe wäre das ein Fass ohne Boden. Sie müsste ständig frisches Geld nachschiessen und darauf warten, bis Tsipras das Land so weit abgewirtschaftet hat, dass ihn seine Landsleute wieder abwählen.

Für die Wechselkursentwicklung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken könnte die griechische Hängepartie nicht undankbarer sein. Die anstehenden Dauerverhandlungen zwischen Brüssel und Athen führen dazu, dass ein Euro-Austritt Griechenlands (Grexit) wie ein Damoklesschwert über den Devisenmärkten schwebt.

Ein Grexit wäre gemäß der Domino-Theorie das Anfang vom Ende der Eurozone. Dieses Extremszenario muss fortwährend in den Schweizer Franken zu Lasten des Euros eingepreist werden. Dadurch verringert sich das Aufwärtspotential für den Euro-Franken-Kurs. Es lässt sich durchaus argumentieren, dass der EUR/CHF-Wechselkurs ohne das Grexit-Gespenst schon bei 1,10 stünde.

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