Der Euro hat sich mit seinem Anstieg auf beinahe 1,10 Franken erst warmgelaufen. Denn der Wechselkurs wird über die frühere Stützgrenze bei 1,20 klettern, sagt die Unicredit-Bank. Schweizer Anleger werden sich ihres eigenen Landes überdrüssig. Hintergrund sind negative Zinsen und schwache Aktienkurse. Geht der Plan der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die eigenen Landsleute zu verscheuchen, auf?
Aktuell steht der Euro bei 1,0950 Franken. In 15 Monaten soll der Euro-Franken-Kurs dann bei 1,22 notieren, heißt es in einem aktuellen Währungskommentar der Unicredit. Sollte sich diese Schweizer Franken Prognose als richtig herausstellen, würde der Euro um elf Prozent steigen und den zu Jahresbeginn 2015 aufgegebenen Mindestkurs bei 1,20 unter sich lassen. Der Mutterkonzern der Bank Austria ist der mit Abstand größte Optimist unter den Prognostikern.
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Seit wenigen Wochen würden sich Schweizer Anleger wieder vermehrt im Ausland engagieren, stellt die Unicredit fest. Die Analyse deckt sich mit einer Einschätzung des inzwischen aus seinem Amt geschiedenen SNB-Vizepräsidenten Jean-Pierre Danthine. Die Frankenstärke habe auch damit zu tun, dass Schweizer Investoren sich im Ausland überdurchschnittlich mit Investitionen zurückhielten, sagte Danthine Ende April. Seinerzeit notierte der Euro bei 1,04-1,05 Franken.
Neben dem bei -0,75 Prozent liegenden SNB-Leitzinssatz dürften viele Anleger wegen der schwachen Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes ihr Heil im Ausland suchen. Unter dem Strich steht die Eurozone nämlich nicht mehr ganz so schlecht da. Die Staatsschulden haben die Euro-Europäer weitgehend im Griff. Das Wachstum beginnt sich zu beschleunigen.