Was der EUR/CHF-Kurs in den letzten Wochen an Wegstrecke zurücklegte, dafür hatte er im letzen Jahr mehrere Monate gebraucht. Banken reagieren auf den überraschenden Anstieg des Euros auf 1,12 Franken mit einem Nachziehen und einer Verbreiterung ihrer Wechselkursprognosen. Es hat den Anschein, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) wieder mitmischt. Ihre Devisenreserven klettern um 1.600 Millionen Franken.
Die Commerzbank zieht ihre Prognose für den Euro-Franken-Kurs nach. Neuer Stand: Der Euro wird nach Einschätzung der Devisenexperten von Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus bis Ostern bei 1,10 Franken notieren. Damit wird ein zuvor gemachte Ansage, die den Wechselkurs bei 1,06 Franken sah, hinfällig.
Der Fremdwährungsbestand im Eigentum der SNB hat sich von 559,55 Milliarden Franken per Ende Dezember 2015 auf 575,42 Milliarden Franken per Ende Januar 2016 erhöht. Auf über die Notenpresse finanzierte Euro-Stützungskäufe ist der Anstieg nach Einschätzung von Ökonomen nicht zurückzuführen. Ursache sei vielmehr die Abschwächung des Franken zum Euro und US-Dollar. Dadurch habe sich der in Franken ausgedrückte Fremdwährungsbestand optisch erhöht.
Man erwarte den EUR/CHF-Kurs "weiter in einem Währungsband von 1,05 bis 1,12 Franken", formuliert die Raiffeisen Zentralbank etwas ungenau. Auch hier droht der überraschende Anstieg des Euros auf 1,12 Franken das ursprüngliche Prognosebild zu zerschießen. Die österreichische Bank rechnet sowohl für März als auch für Juni 2016 mit einem Euro-Wechselkurs von 1,08 Franken.
Auf dem richtigen Prognosepfad befinden sich momentan die Devisenexperten von Morgan Stanley. Sie sahen den Euro bereits vor anderthalb Monaten, als er noch bei 1,0755 Franken stand, auf 1,11 Franken steigen (bis Ostern). Die amerikanische Investmentbank sagt bis Ende 2016 einem Anstieg des Euros auf 1,15 Franken voraus.
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