Im Gegensatz zu österreichischen Franken-Kreditnehmern bekommen die in Polen ein Rettungspaket vom Staat spendiert. Kurioserweise haben viele Schuldner in Österreich und Polen mit der Raiffeisen Zentralbank oder einem anderen Institut aus Österreich ein und dieselbe Bank. Mit dem Anspruch und dem Wertekatalog der Europäischen Union dürfte die Ungleichbehandlung nicht vereinbar sein.
Polens Staatspräsident Andrzej Duda steht kurz davor einen überarbeiten Gesetzesentwurf zur Umwandlung von Franken-Krediten ins Parlament einzubringen. Es geht um mehr als eine halbe Million polnischer Haushalte, die einen Fremdwährungskredit am laufen haben, und damit in der Regel Schiffbruch erlitten. Der Schweizer Franken hat seinen Wert seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 gegenüber der Polnischen Zloty verdoppelt.
Für Geldhäuser wie Raiffeisenbank, Unicredit (Mutter der Bank Austria), Santander und ING stehen Kredite in Höhe von 38 Milliarden Euro im Feuer, berichtet die "Financial Times". Bei einer Umwandlung zum früheren Franken-Zloty-Wechselkurs müsste der Bankensektor Verluste von knapp zehn Milliarden Euro schlucken.
Eine Umwandlung polnischer Fremdwährungskredite könnten einen Kreditklemme hervorrufen. Polens Notenbankchef Marek Belka warnt vor einer Bankenkrise.
Auch für den Euro-Franken-Kurs könnte es eng werden. Denn um die Umwandlung der polnischen Franken-Kredite stemmen zu können, müssten sich Banken mit Franken eindecken. Ein vergleichbarer Vorgang in Ungarn von anderthalb Jahren hatte den Euro auf 1,20 Franken absinken lassen. Es kam zu Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), um den damals gültigen Mindestkurs zu verteidigen.
Die österreichische Regierung lehnt ein Rettungspaket für Franken-Schuldner strikt ab. Franken-Kreditnehmer dürften auch von der EU-Kommission enttäuscht sein. Dass Kunden der gleichen Bank von den nationalen Regierungen so unterschiedlich behandelt werden, sind Schwachstellen des EU-Binnenmarktes und des Verbraucherschutzes.
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