Der starke Franken bleibt für die Schweizerische Nationalbank (SNB) oberste Priorität. In einer ereignisreichen Woche fiel der Eurokurs unter die Marke von 1,22 CHF und markierte ein Vier-Wochen-Tief. Das hin und her in Griechenland hat die Finanzwelt aufgeschreckt. Deutschland und Frankreich sprachen zum ersten Mal von einem möglichen Austritt des maroden Mittelmeerlandes aus der Eurozone.
Am Devisenmarkt war der Euro im Verlauf der Handelswoche um -0,81 Prozent auf 1,2128 CHF gefallen am 3. November 2011. Anschließend konnte sich die europäische Gemeinschaftswährung ein wenig erholen und beendete die erste Handelswoche im November 2011 bei 1,2190. Die eidgenössische Währung kostet aktuell 0,8203 Euro. Am 19. November 2011 war das offizielle Zahlungsmittel der Schweiz und Liechtensteins mit 0,8018 Euro um -2,25 Prozent billiger.
„Die Schweizerische Nationalbank erwartet, dass der Franken weiterhin abwertet“, prognostizierte SNB-Präsident Philipp Hildebrand gegenüber der Zeitung „NZZ am Sonntag“. Wenn sich die eidgenössische Währung nicht abschwäche, könnte dies zu einer Deflation führen und schwer auf der Wirtschaft lasten. Man sei bereit weitere Maßnahmen zu ergreifen, wenn es Konjunktur- und deflationäre Entwicklungen erforderlich machen sollten, sagte Hildebrand.
Neben der Schuldenkrise kam der Eurokurs unter Verkaufsdruck durch eine plötzliche Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf Vorschlag des scheidenden deutschen EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark hat der neue Notenbankchef Mario Draghi den Schlüsselzins um 0,25 auf 1,25 Prozent verringert.
Unterdessen warten Ökonomen mit Spannung auf die Veröffentlichung der Teuerung in der Schweiz für den Berichtsmonat Oktober 2011. Analysten prognostizieren einen Rückgang der monatlichen Inflationsrate von +0,3 auf +0,2 Prozent. Damit würde sich die Einschätzung von SNB-Präsident Hildebrand bestätigen, der sagte, dass die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte bestenfalls stagnieren dürfte.