9.5.12

Der Mindestkurs verschärft die Schuldenkrise

Im Euroraum wächst der Unmut über das Verhalten der Schweiz. Der Mindestkurs verschlimmert die Schuldenkrise, weil die umfangreichen Devisenkäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dazu beitragen, dass sich die Risikoaufschläge ausweiten. Derweil fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) eine baldige Rückkehr zu einem freien Wechselkurssystem.

Um den Mindestkurs des Schweizer Franken bei 1,20 pro Euro zu verteidigen, ist die Nationalbank gezwungen, Euros auf dem Devisenmarkt zu kaufen. Die Euro-Reserven legt sie in erster Linie in Staatsanleihen von Ländern mit erstklassiger Bonität wie Deutschland an. Dadurch steigen die Anleihekurse der deutschen Schuldtitel, was im Gegenzug zu sinkenden Zinsen führt.

Durch ihre Devisengeschäfte durchkreuzt die SNB die Geld- und Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB will, dass sich ihre Zinspolitik gleichmäßig über den Euroraum verteilt. Dass in Deutschland die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen derzeit bei 1,51 Prozent und in Spanien bei 6,04 Prozent liegen, ist der Notenbank ein Dorn im Auge.

Viele Beobachter vergessen oft, dass die EZB ihr Ankaufsprogramm von Staatsanleihen klammer Euroländer betreibt, um ihre Zinspolitik durchzusetzen und nicht um Staatshaushalte zu subventionieren. Nun betritt die Schweizerische Nationalbank den Euroraum wie ein Elefant im Porzellanladen, in dem sie mit ihren Deviseninterventionen dieses Ziel bekämpft.

Unterdessen fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Rückkehr zu einem freien Wechselkurssystem. Sobald sich Wirtschaftswachstum und Inflationsentwicklung normalisiert haben, sei eine Exit-Strategie wünschenswert, schreibt der IWF in seinem aktuellen Länderbericht zur Schweiz.

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