Die Wahlen in Frankreich und Griechenland drohen an der Glaubwürdigkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu kratzen. Es geht um die Verteidigung des Mindestkurses, den Notenbankchef Thomas Jordan „mit aller Konsequenz“ durchsetzen will. Als vor zwei Wochen im ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen der Herausforderer François Hollande dem Amtsinhaber Nicolas Sarkozy eine Niederlage beibrachte, fiel der Eurokurs laut dem Kursinformationssystem des Finanzdienstes Bloomberg auf 1,1997 CHF.
Zu einem ähnlichen Vorgang könnte an diesem Sonntagabend kommen, wenn die Wahlergebnisse aus Paris und Athen bekannt gegeben werden und der Devisenhandel in Asien und Ozeanien bereits beginnt. Dass der Eurokurs weiterhin unter 1,2000 CHF will und in diesem Anliegen nur durch die Nationalbank blockiert wird, wurde bereits zum Handelsschluss am Freitag sichtbar. Vor zwei Tagen fiel das Devisenpaar zum Ende des US-Handelsgeschehens auf EUR/CHF 1,2009, den niedrigsten Stand seit dem 11. April 2012.
Was nun SNB?
Aktuell notiert der Währungskurs der europäischen Gemeinschaftswährung gegenüber dem Schweizer Franken bei 1,2011. Um nicht wie am Gründonnerstag in Erklärungsnot zu kommen, verteidige die Nationalbank bereits bei 1,2010, sagen Devisenhändler. Dabei hoffe man weiterhin, dass es der Eurokurs irgendwann aus eigener Kraft schaffe, zu steigen. Das Ganze könnte jedoch daneben gehen, wie man bei dem Yen Kurs zum Dollar sieht, der aus der Sicht der Bank von Japan seit Jahren fürchterlich überbewertet ist.
Unterdessen warten Analysten auf die morgige Veröffentlichung über die Höhe der Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Ende März 2012 hatte die Fremdwährungspositionen einen Gegenwert von 237,5 Milliarden Franken. Durch das erhöhte Interventionsaufkommen im Zuge der hauchdünnen Verteidigung des Mindestkurses, könnten die Währungspositionen auf 250 Milliarden Franken angeschwollen sein.