Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat offensichtlich einen Teil ihrer Unabhängigkeit verloren und hängt am Tropf der Europäischen Zentralbank (EZB). Sollte die EZB ihren Einlagenzins ins negative Terrain senken, dürfte die SNB nachziehen, meint die Credit Suisse. Am Devisenmarkt notiert der Eurokurs aktuell bei 1,2008 CHF. Das Währungspaar Euro Dollar steht bei EUR/USD 1,2130.
„Negative Zinssätze dürften der SNB wahrscheinlich helfen, die Untergrenze für EUR/CHF bei 1,20 zu halten“, schreibt der Head of Global FX Joe Prendergast in einer Credit Suisse Investorennotiz vom 24.07.2012. „Zwei mögliche Auslöser könnten die SNB unseres Erachtens zu diesem Schritt veranlassen: 1) die Einführung negativer Zinssätze durch die EZB, oder 2) massive Kapitalzuflüsse, beispielsweise infolge eines ungeordneten Austritts eines Landes aus der EWU.“
Spanien droht hinter den Kulissen mit einem Austritt aus der Eurozone, um die EZB dazu zu zwingen, Staatsanleihekäufe wieder aufzunehmen. Für Griechenland wird es diesmal ernst. Die Troika prüft derzeit in Athen die Umsetzung der Reform- und Sparvorgaben. Bisher sickerte durch, dass so gut wie alle Ziele, zu deren Einhaltung sich der griechischen Ministerpräsident Antonis Samaras schriftlich verpflichtete, nicht erreicht wurden.
Kettenreaktion
Dennoch stehen die Chancen gut, dass Griechenland weiterhin Geld bekommt. Ein drittes Hellas-Rettungspaket durch den Deutschen Bundestag zu bringen, schließt man in Berliner-Regierungskreisen zwar aus. Allerdings könnte man einen zweiten Schuldenschnitt veranlassen, bei dem die öffentlichen Gläubiger, wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), auf einen Teil ihrer Forderungen gegenüber dem griechischen Staat verzichten.
Ein Hellas Staatsbankrott würde Deutschland rund 85 Milliarden Euro kosten. Die Bundesrepublik könnte es verkraften. Allerdings würden auch die zwei Wackelkandidaten Spanien und Italien zur Kasse gebeten, deren Staatsschuld sich vorsichtig geschätzt um ca. 20 und 30 Milliarden Euro auf einen Schlag erhöhen würde. Unterdessen steigen die Zinsen für spanische Zehnjahrespapiere auf 7,75 Prozent, die von Italien auf 6,71 Prozent.