Spaniens Regierung will nun offenbar doch vollständig unter den Euro-Rettungsschirm. Ein solcher Schritt werde erwogen, falls sich die Europäische Zentralbank (EZB) weigere spanische Staatsanleihen zu kaufen, meldet die Zeitung „El Economista“. Gestern sagte der Ex-Lehman Brothers Banker und jetzige Wirtschaftsminister Luis de Guindos vor laufenden Kameras, dass er ein solches Gesuch „selbstverständlich“ ausschließe.
Der Minister reise heute nach Berlin, um Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble dazu gewinnen, die deutschen EZB-Mitglieder Jens Weidmann und Jörg Asmussen von spanischen Anleihekäufen zu überzeugen, berichtet die spanischen Zeitung. Das Unterfangen stufen politische Beobachter als aussichtslos ein.
Kritiker der spanischen Regierung reiben sich die Augen. Man könne doch nicht so naiv sein zu denken, dass gerade die Deutschen die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank und damit auch die der Bundesbank attackieren würden. Die „alte Garde“, die in Spanien das Sagen hat, bestehend aus Ministerpräsident Rajoy, Finanzminister Montoro und Wirtschaftsminister de Guindos, lebe in einer europäischen Parallelgesellschaft.
Mit zwei Sachen könne man sich in Deutschland nicht anlegen, nämlich der Bundesbank und dem Papst, stellte der ehemalige Finanzminister Theo Waigel unlängst in einem Fernseh-Interview fest. Waigel versuchte Ende der 1990er den Zentralbankrat der Bundesbank zu überzeugen die Goldreserven höher zu bewerten, und scheiterte kläglich.
Spanien bekommt seine spendierfreudigen Regionen nicht in den Griff. Nun soll es die Notenpresse richten. Die Hiobsbotschaften aus Spanien drücken den Eurokurs nach einer kurzen Erholung abermalig unter die Marke von 1,21 Dollar. Gegenüber dem Schweizer Franken notiert die Gemeinschaftswährung derzeit bei 1,2007. Die Zinsen von spanischen Zehnjahrespapieren steigen auf 7,57 Prozent.