Wer Euro-Europäer ist und einen Frankenkredit in der Schweiz laufen hat, sollte sich mit der Konvertierungsfrage beschäftigen. Ist es sinnvoll die Frankenschuld zum gegenwärtigen Wechselkurs bei EUR/CHF 1,21 in einen Eurokredit zu überführen? Oder soll man warten? Vielleicht steigt der Eurokurs wieder auf 1,45 CHF, wie zuletzt im Mai 2010.
Die Schweizer Franken Prognosen der Banken bei 1,2310 sehen eine solche Erholung weder in diesem noch im kommenden Jahr. Franken-Kreditnehmer müssen sich taktisch verhalten. Wer nicht vorbereitet ist und keinen Notfallplan in der Schublade hat, könnte am Ende mit leeren Händen und ohne Haus dastehen. Der „Mindestkurs ist nicht für die Ewigkeit“, sagte unlängst der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan.
Optionsmodell
Bis zu den US-Präsidentschaftswahlen im November bietet sich ein Optionsmodell an. Franken-Kreditnehmer konvertieren in einen Euro-Kredit, wenn der Wechselkurs über 1,24 CHF steigt. Die Börsenstimmung dürfte in den kommenden Wochen gut bleiben. Ein vorübergehender Anstieg des Euros infolge von Spekulationswetten und größerer Risikofreude scheint möglich.
Allerdings darf man nicht erst mit seiner Bank Kontakt annehmen, wenn der Wechselkurs steigt. Vielmehr weist man die Bank im Voraus an, den Frankenkredit in Euros zu konvertieren, sollte der Wechselkurs über EUR/CHF 1,24 klettern. Gleichzeitig pocht man bei seiner Bank auf eine gesonderte Auftragsfreigabe.
Sollte es am Tag X zu dem Euro-Anstieg kommen, ruft der Bankberater den Kunden an, nennt ihn dem Wechselkursbereich, zu dem die Konvertierung durchgeführt werden kann (beispielsweise EUR/CHF 1,2420-1,2470) und verlangt die Freigabe des Auftrages durch den Kunden. Da es in der Regel um Kreditsummen zwischen 100.000 bis 200.000 Euro geht, kann man der Bank diesen Arbeitsaufwand durchaus zumuten. Eine solche Transaktion ist keinesfalls vergleichbar mit einer kleinen Aktienorder zu 10.000 Euro, die automatisiert über Online-Broker abgewickelt wird.
Kalkül
Wer einen Frankenkredit in Höhe von 200.000 Euro zwischen 2005 und 2007 bei einem Euro Wechselkurs von 1,55 CHF aufnahm, für den ist jede Konvertierung schmerzlich. Gelingt jedoch der Rücktausch zu einem Wechselkurs von EUR/CHF 1,24, spart man gegenüber der Konvertierung bei 1,20 rund 6.500 Euro bares Geld.
Im Hinterkopf ist zu behalten, dass es wegen der Schuldenkrise und der steigenden Euro-Inflation derzeit nicht gerade der schlechteste Zeitpunkt ist, sich in der Euro-Währung zu verschulden. In Österreich gibt es zehnjährige Euro-Kredite mit festem Zins ab 2,90 Prozent. Interessanter erscheint eine längere Zinsbindung von 15 oder 20 Jahren, um eine etwaige teure Anschlussfinanzierung zu umgehen.
Dies gilt es alles mit der Bank vor der Konvertierung auszuhandeln und man sollte es sich schriftlich bestätigen lassen. Ferner muss neben dem Konvertierungskurs und dem Euro-Zieldarlehen geregelt werden, wie mit dem Tilgungsträger umgegangen wird. Löst man ihn auf, um möglichst viel von der neuen Euroschuld gleich zu Beginn zu tilgen, wodurch die Zinslast fällt? Dies dürfte in den meisten Fällen die beste Lösung sein.
Die in Österreich ausstehenden Frankenkredite sind mit ihrer endfälligen Konstruktion in Verbindung mit dem Tilgungsträger dermaßen komplex, dass auf jeden Fall solche Kreditnehmer bei Konvertierungen zusätzlich Geld verlieren dürften, die ihre Vertragsbedingungen nicht kennen. Einige Kreditnehmer werden in ihren Verträgen auch Klauseln zur Zwangskonvertierung finden.