Am Devisenmarkt kommt der Eurokurs gegenüber dem Schweizer Franken kaum vom Fleck. Die Gemeinschaftswährung kostet aktuell 1,2365 Franken. Aus geldpolitischer Perspektive hat der Euro frisches Abwärtspotential. Die Südeuropäer können sich mit dem Inkrafttreten neuer Regeln praktisch so viel Geld bei der Notenbank ziehen, wie sie wollen.
Die Referenzkurse der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstreichen die Lethargie beim Wechselkurs Euro Franken. So fixierte die EZB den EUR/CHF auf 1,2394 (Montag), 1,2371 (Dienstag), 1,2340 (Mittwoch) und 1,2370 (Donnerstag). Ein Referenzkurs über der Marke von 1,24 will dem Euro derzeit nicht gelingen.
"Die EZB wird zum Ausputzer im Krisenfall und gleichzeitig zum Selbstbedienungsladen für die Staaten der Euro-Zone", sagte der Top-Ökonom und heutige Berater der Deutschen Bank, Thomas Mayer, in der vergangenen Woche in einem Interview mit der deutschen Zeitung "Welt".
In Anbetracht der neuesten Regeländerung dürfte sich Mayer bestätigt sehen. Die Europäische Zentralbank weicht nämlich die Kriterien auf, mit denen sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld besorgen können. Konkret geht es um die umstrittenen Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS). Künftig brauchen sie nur noch ein A-Rating von zwei Agenturen statt wie bisher mindestens zwei AAA-Ratings.
Banken können ihre komplizierten ABS-Papiere, die im Zentrum der Finanzkrise standen, nun leichter bei der EZB hinterlegen. Damit soll die Kreditvergabe in Südeuropa angekurbelt werden. Vor allem die unter Staatseinfluss stehenden klammen spanische Sparkassen und damit auch die Regierung in Madrid dürften profitieren.
Die Sparkassen hinterlegen ihre forderungsbesicherten Wertpapiere, die zumeist gebündelt Immobilienkredite beinhalten, bei der EZB und erhalten im Gegenzug Zentralbankgeld. Die Regierung in Madrid dürfte nun die Sparkassen dazu anhalten mit dem bei der EZB gezogenen Geld spanische Staatsanleihen zu kaufen.