Im Euroraum steigen die Staatsschulden schneller als bisher angenommen. Gleichzeitig stellt die italienische Regierung ihre Sparpläne in Frage. Den Euro lässt die Schuldendiskussion kalt. Gegenüber dem Schweizer Franken nimmt die Gemeinschaftswährung Kurs auf 1,24. Ein deutscher Top-Ökonom kritisiert indes die Phobie seiner Landsleute vor den Schulden des Staates.
Die Gemeinschaftswährung kostet aktuell 1,2370 Franken. In den letzten vier Handelstagen konnte der Euro einen halben Rappen zulegen. Deutlich stärker fallen die Kursgewinne gegenüber dem US-Dollar aus. Das Devisenpaar kletterte binnen zwei Wochen von EUR/USD 1,2755 auf 1,3192 (+3,43%).
Weil das wirtschaftliche Wachstum im Euroraum bisher nicht auf die Beine kommt, ist die Verschuldung deutlich schneller gestiegen als erwartet. Im Euroraum wuchs das Verhältnis von Staatsschulden zu Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 90,6 Prozent per Ende Dezember 2012 auf 92,2 Prozent per Ende März 2013, wie das europäische Statistikamt Eurostat heute mitteilte.
Unteressen kündigt die italienische Regierung an, auf die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer um ein Prozent sowie die umstrittene Immobiliensteuer verzichten zu wollen. Rom hätte damit Einnahmeausfälle von mindestens fünf Milliarden Euro, die es nicht kompensieren könnte. Italiens Schuldenstandsquote ist mit 130 Prozent nach Griechenland die höchste in der Eurozone.
Grundsätzlich spreche nichts gegen Staatsschulden, sagte der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, der "Frankfurter Rundschau". "Solange damit Investitionen des Staates finanziert werden, die eine höhere Rendite als den Zinssatz abwerfen, sind sie wohlstandssteigernd und generationengerecht."
Die deutsche Schuldenbremse könnte sich als zu starr erweisen, weil nicht mehr genügend Spielraum für notwendige Investitionen bliebe, meint der IW-Chef. Die Nordstaaten der Eurozone machen den Südländern den Vorwurf, vor dem Ausbruch der Krise viel zu viel konsumiert anstatt investiert zu haben.