"Der Mindestkurs bleibt eine unabdingbare Maßnahme unserer Geldpolitik, um Abwärtsrisiken zu begrenzen", sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, am Montagabend in Zürich. Daraufhin riss der Eurokurs die 200-Tage-Linie. Nun müssen noch zwei Hürden genommen werden, und die Gemeinschaftswährung ist wieder da, wo sie nach Auffassung der SNB nicht hingehört.
Jordans Taktik mit ständigem Wiederholen der angeblichen Frankenstärke die europäische Gemeinschaftswährung stark zu reden, funktioniert nicht. Gestern gebrauchte der SNB-Chef, der seinen Vorgänger Philipp Hildebrand aus dem Amt gedrängt haben soll, mal wieder so eine Floskel. Jordan sagte: "Auch heute ist der Franken immer noch eine hoch bewertete Währung."
Gebracht hat es nichts. Der Eurokurs reagierte trotzig und bot dem obersten Währungshüter die Stirn. Er sank auf ein Sieben-Wochen-Tief bei 1,2276 Franken. Sollten technische Unterstützungszonen bei 1,2255-1,2270 und 1,2205-1,2220 nicht halten, stünde der Euro wieder in dem Bereich bei 1,20-1,21. Die SNB wäre sodann wahrscheinlich dazu gezwungen durch Euro-Stützungskäufe den Mindestkurs zu verteidigen.
Vorbild Neuseeland
Das Nörgeln der Schweiz über den angeblich zu hoch bewerteten Franken erscheint völlig unangebracht. Neuseeland sollte den Eidgenossen ein Vorbild sind. Dort geht es nämlich auch ohne eine Manipulation des Wechselkurses. Der neuseeländischen Dollar hat sehr stark zum Australischen Dollar, dem Euro und dem US-Dollar aufgewertet.
Hintergrund ist die Ankündigung der neuseeländischen Zentralbank (RBNZ) im nächsten Jahr die Zinsen anheben zu wollen. Dies ist notwendig, weil der Immobilienmarkt, ähnlich wie in der Schweiz, heißgelaufen ist. RBNZ-Chef Graeme Wheeler gab öffentlich kund, dass er im Gegenzug bereit sei, eine Aufwertung des neuseeländischen Dollars (NZD) hinzunehmen.