16.12.13

Merkel-Bonus kommt gegen Kapitalströme nicht an

Am Devisenmarkt sinkt der Euro zum Wochenauftakt auf 1,2200 Franken. Angela Merkel (CDU) ist nun ihre dritte Kanzlerschaft sicher. Weder Deutschlands Rolle als Stabilitätsanker noch gute Konjunkturdaten vermögen es jedoch die Gemeinschaftswährung aus der unnachgiebigen Abwärtsspirale zu befreien.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) hat sich in einem Mitgliedervotum für die Bildung der großen Koalition entschieden. Damit kann Merkel morgen zur Bundeskanzlerin vereidigt werden. Wolfgang Schäuble (CDU) bleibt deutscher Finanzminister. Der über die Parteigrenzen hinaus populäre Schäuble dürfte seinen Landsleuten bald die milliardenschweren Verluste der Griechenland-Rettung beichten.

Weil der Euro zum Franken immer tiefer absackt, während er gegenüber dem US-Dollar kurz davor steht ein neues Jahreshoch zu erklimmen, verweisen Devisenexperten auf Verzerrungen durch Kapitalströme. Die Gemeinschaftswährung notiert derzeit mit steigender Tendenz bei 1,3775 US-Dollar.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Euroraum kletterte von 51,6 Punkten im November auf 52,7 Zähler im Dezember. Analysten hatten mit einem Wert von 51,9 Punkten gerechnet. Der PMI-Index hat den Abstand zur Wachstumsschwelle bei 50 Zählern erhöht, was ein Zeichen für eine Beschleunigung der konjunkturellen Erholung ist. Jedoch profitiert nur der Wechselkurs EUR/USD, nicht EUR/CHF.

Für einen Anstieg des Euro in den kommenden Wochen auf 1,40 Dollar spricht die mit Spannung erwartete Sitzung der US-Notenbank Fed. Selbst im Falle einer Drosselung der Anleihekäufe um 10 Milliarden Dollar, die von den Märkten weitgehend eingepreist zu sein scheint, dürfte EUR/USD auf dem Vormarsch bleiben.

Banken wappnen sich

Hintergrund sind eurofreundliche Kapitalströme. Um ihre Bilanzen für die anstehenden EZB-Bankenstresstests aufzuhübschen, verkaufen Banken aus dem Euroraum derzeit Vermögenswerte in Drittländern. Das Geld kehrt auf den alten Kontinent zurück und treibt den Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar in die Höhe.

Der Schweizer Franken ist auch ein Aufwertungsopfer solcher Kapitalströme. Aufgrund der Blasenbildung auf dem Schweizer Immobilienmarkt denkt die Schweizerische Nationalbank (SNB) laut darüber nach, die Banken dazu zu zwingen, mehr Eigenkapital vorzuhalten (Verstärke Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers).

Um sich gegen höheren Eigenkapitalanforderungen zu wappnen, dürften viele Schweizer Banken Vermögenswerte sowohl in Drittländern als auch in der Eurozone verkaufen, wodurch die Talfahrt des Euros gegenüber dem Franken plausibel erscheint.

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