Je länger die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Mindestkurs festhält, um so größer wird die Gier institutioneller Investoren den Franken als Finanzierungswährung einzusetzen. Demzufolge verwundert es kaum, dass sich eine verschwindet geringe Minderheit von Finanzmarktexperten für eine Abkehr von der Untergrenze noch in diesem Jahr ausspricht.
In einer von dem Finanzdienst Bloomberg durchgeführten Umfrage antworteten 70 Prozent der befragten Volkswirte, dass sie erst für 2015/16 mit einem Ende der Mindestuntergrenze rechnen. Lediglich 15 Prozent erwarten eine Abkoppelung des Schweizer Frankens vom Euro im Jahr 2014.
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"Wenn du einen Carry Trade über den Schweizer Franken laufen hättest, würde die Finanzierungsseite sehr gut für dich laufen, weil sie (gemeint ist der Schweizer Franken) nicht stärker wird", zitiert Bloomberg den Chef-Devisenstrategen Steve Barrow von der Standard Bank. Die monatliche Rendite eines Franken-Carry-Trades lag zuletzt um die drei Prozent.
Diesmal wollen die institutionellen Investoren jedoch unter sich bleiben. So ist es in Österreich durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) weiterhin untersagt, Fremdwährungskredite an private Haushalte auszureichen, obgleich das Risiko mit einem Franken-Kredit derzeit hohe Kursverluste einzufahren um ein Vielfaches niedriger ist, als Anfang 2000. Damals notierte der Euro bei 1,60 Franken.
Inzwischen haben sich so viele Devisenfachleute der Banken für eine Aufwertung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken ausgesprochen, dass es schon wieder ein wenig unheimlich wird. Händler sprechen von einem überfüllten (crowded) Trade. Weil sich viele bereits mit mit Euro-Long-Positionen eingedeckt haben, fehlt es auf der so genannten Buy-Side an Käufern.
Damit kann eine vergleichsweise kleine Minderheit von Marktteilnehmern auf der Verkäuferseite den Eurokurs CHF in die Knie zwingen. Die Gemeinschaftswährung sank gestern in wenigen Stunden relativ schnell von 1,2377 auf 1,2325. Aktuell kostet 1 Euro 1,2350 Franken.