"Wertpapierkäufe nur über meine Leiche!" So lassen sich die jüngsten Aussagen von Bundesbank-Chef Jens Weidmann auslegen. Weil sich die größte Notenbank des Eurosystems lieber eine Japanische Krankheit einfangen will, als unter den bloßen Verdacht der Staatsfinanzierung gestellt zu werden, bekommt der Euro Rückenwind.
Am Währungsmarkt notierte der Euro gegenüber dem Schweizer Franken zuletzt ein wenig fester bei 1,2220. Derweil kletterte der Wechselkurs Euro-Dollar mit 1,3774 auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn. Die Stärke gegenüber dem US-Dollar ist verblüffend. Die meisten Großbanken waren wegen der Fed-Tapering-Politik von einem Rückgang Richtung EUR/USD 1,30 ausgegangen.
"Dadurch, dass wir nicht nur Anleihen einzelner Mitgliedstaaten kaufen, sondern Anleihen aller Staaten, wird das Problem der monetären Staatsfinanzierung (...) nicht automatisch beseitigt", sagte Bundesbankchef Jens Weidmann in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Eine Notenbank werde zur Gefangenen der Politik, wenn sie Staatsanleihen kauft, fügte Weidmann an.
Der Chef-Volkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, hatte den Aspekt Wertpapierkäufe bereits im November 2013 in der öffentlichen Diskussion platziert. Weil die Inflationsrate im Euroraum zuletzt auf 0,7 Prozent sank, kochte das Thema wieder hoch.
Wertpapierkäufe sind ein Instrument der sogenannten unkonventionellen Geldpolitik. Der Ankauf von Staatsanleihen sämtlicher Euroländer soll dazu dienen Deflationsrisiken zu bekämpfen. Japans Wirtschaft litt massiv unter einer Deflation in den 1990er und 2000er Jahren.
Wegen dem kategorischen nein zu Wertpapierkäufen werfen Kritiker Weidmann vor, das Ausbrechen einer Japanischen Krankheit in der Eurozone zu riskieren. Die Bundesbank werde mit Bürokraten à la Thilo Sarrazin besetzt, die ständig vor Inflationsgefahren und einer nicht existierenden Lohn-Preisspirale warnen, sagen ihre schärfsten Kritiker.
Dem Euro eröffnet die perverse Angst der Deutschen eine Anstiegschance. Auf breiter Sicht sinkende Verbraucherpreise (Deflation) neigen dazu eine Währung stärker zu machen. Demnach müsste der Euro-Franken-Kurs anziehen, falls sich die Deutsche Bundesbank im EZB-Rat mit ihrer Position durchsetzen sollte.