Der Rückgang der Inflationsrate im Euroraum auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren ist für den Euro Chance und Risiko zugleich. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung mit fallender Tendenz bei 1,2190 Franken. Die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nun wichtiger denn je für den Euro-Franken-Kurs.
Es ist vollkommen offen, wie Inflation, Europäische Zentralbank und Euro-Franken-Kurs in den kommenden Wochen zusammenfinden. Dass der Euro zum Franken Richtung 1,20 einbricht, weil die jährliche Inflationsrate im März auf 0,5 Prozent sank und damit eine Öffnung der Geldschleusen seitens der EZB losgetreten werden könnte, ist keinesfalls sicher.
Auch umgekehrt wird eine Schuh draus. So könnte EZB-Chef Mario Draghi in Anbetracht der robuster werdenden Konjunkturerholung auf weitere Lockerungen verzichten. Die tiefe Inflation würde an den Finanzmärkten sodann in erster Linie als sehr niedrige Euro-Geldentwertung wahrgenommen, was zu einem Anstieg des Euro auf 1,25 Franken führen könnte.
Gemäß der Deutschen Bundesbank geht die schwache Teuerung in den Eurozone vor allem auf überproportional gesunkene Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise zurück. Weil sich diese Entwicklung früher oder später normalisieren dürfte, seien die Gefahren vor dem Deflationsgespenst übertrieben. Konsum- beziehungsweise Investitionsentscheidungen würden demnach nicht auf die lange Bank geschoben.
Sollte die EZB an ihrer Geldpolitik der ruhigen Hand festhalten, wäre das mit großer Wahrscheinlichkeit für den Euro-Dollar-Kurs die Initialzündung, um über die Marke bei 1,40 zu steigen. Sodann wird man sehen müssen, ob die Kursgewinne auf das EUR/CHF-Paar abfärben. Zuletzt hat sich der Euro-Franken-Kurs aufgeschlossen gezeigt, einen EUR/USD-Anstieg nachzuahmen. Dies war nicht immer so.