Am Devisenmarkt beginnt sich der Euro nach der Veröffentlichung der Schweizer Inflationsdaten zu erholen. Die Gemeinschaftswährung notiert aktuell mit steigender Tendenz bei 1,2160 Franken. Die Rückkehr des Deflationsgespenstes erhöht die Haltbarkeit des Mindestkurses. So steht die 1,20er Untergrenze auch 2015 nicht zur Disposition.
Die jährliche Teuerung in der Schweiz sank deutlich stärker als von Ökonomen erwartet. Waren die Verbraucherpreise im Mai noch um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, stand im Juni eine Stagnation zu buche. Die Inflationsrate lag bei 0,0 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik heute in Neuchâtel mitteilte.
Für Devisenexperten ist die Entwicklung der Inflation von höchster Signifikanz. So hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) das Fortbestehen des Mindestkurses an die Teuerung gekoppelt. Solange sich die Teuerung an der Null-Prozent-Marke befindet, kann die SNB auf internationaler Bühne stets sagen, dass der Mindestkurs erforderlich sei, um eine Deflation zu bekämpfen.
Läge die Inflationsrate bei 1 Prozent, wäre es allzu offensichtlich, dass die Schweiz die Mindestkurspolitik zur Förderung der heimischen Exportwirtschaft betreibe. Eine solche Art von Devisenmanipulation können derzeit jedoch auch die schärfsten Kritiker der SNB nicht nachweisen.
Wegen der sinkenden Teuerung ist der Mindestkurs auf Sicht von 18 Monaten so gut wie in Stein gemeiselt. Gemäß einer aktuellen Umfrage des Finanzdienstes Bloomberg erwarten mehr als 70 Prozent der Analysten ein Ende der Untergrenze nicht vor 2016. Vor einem Monat waren es lediglich 55 Prozent.
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Der große Schweizer Mindestkurs-Schwindel (Teil 1 - Ausgangslage)