Der Eurokurs sinkt auf 1,2059 Franken, während das Deflationsgespenst dem Euroraum ein Besuch abstattet. Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint gar keine andere Wahl zu haben, als die Geldschleusen noch weiter zu öffnen. Von ihrem Ziel einer Inflation von zwei Prozent ist sie meilenweit entfernt.
Die Inflationsrate im Euroraum verharrt auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Die Verbraucherpreise stiegen im September um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie die europäische Statistikanstalt Eurostat heute mitteilte. Im Prinzip war dies nichts Neues, weil Ökonomen mit dem Wert gerechnet hatten.
Dennoch sinkt der EUR/CHF-Kurs auf das niedrigste Niveau seit drei Wochen. Ursache ist die von den Finanzmärkten zuletzt mit Argusaugen beobachtete Kerninflation. Sie klammert die Komponenten für Energie und Lebensmittel aus. Im August lag die Kerninflation noch bei 0,9 Prozent. Im September sank sie auf 0,7 Prozent.
Weil sich der langfristige Inflationstrend im Euroraum der Nulllinie nähert, steigen die Chancen für weitere Lockerungen der EZB. Die Maßnahmen könnten über das bereits angekündigte Kaufprogramm von Pfandbriefen und ABS-Papieren hinaus gehen.
Neben dem Kauf von Staatsanleihen könnte die Europäische Zentralbank auch den Ankauf von ESM und EFSF Anleihen in Erwägung ziehen. Diese Schuldscheine waren zu Finanzierung der Rettungspakete für Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Zypern begeben worden und gelten als Vorstufe von Eurobonds.