Der Schweizer Franken bekommt Appetit auf den Mindestkurs. Für den aktuell bei 1,2050 Franken notierenden Euro steht es Spitz auf Knopf. Die Gemeinschaftswährung nimmt die Ergebnisse des Fitnesschecks der Banken schlecht auf. Hinzu kommen spärliche Konjunkturperspektiven in Europas größter Volkswirtschaft.
Dass die Banken im Euroraum faule Kredite von knapp 880 Milliarden Euro in den Büchern haben, sei eine "sehr hohe Zahl", stellt der Professor für Bank- und Börsenwesen, Wolfgang Gerke, im Gespräch mit n-tv fest. "Ich fürchte, dass mit Mario Draghi ein italienischer Präsident der EZB die Daten als ein Indiz nehmen könnte, dass er den Instituten helfen muss und ihnen riskante Anlageformen abkauft", sagt Gerke.
Neben der Aussicht auf eine noch lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wegen den schwachen Banken Südeuropas, bekommt der Wechselkurs EUR/CHF Gegenwind aus Deutschland. Das Ifo-Geschäftsklima ist zum sechsten Mal in Folge gesunken. Der Index gab von 104,7 Punkten im September auf 103,2 Zähler im Oktober nach, wie das Ifo-Institut heute mitteilte.
"Auch der Ausblick auf die kommenden sechs Monate trübte sich weiter ein. Die konjunkturellen Aussichten haben sich nochmals verschlechtert", sagt Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.
Für die Gesamtwirtschaft des Euroraums ergibt sich eine explosive Lage. Die wirtschaftlich starken Länder des Nordens, die den Euro während der Krisen zusammengehalten haben, befinden sich im Abschwung. Im Südeuropa bleibt die Kreditvergabe wegen den faulen Kredite der Banken und dem Mangel innovativer Unternehmen gedämpft.
Aus charttechnischer Sicht muss die EUR/CHF Kursentwicklung bei 1,2050 Farbe bekennen. Seit Ende August prallte die Gemeinschaftswährung viermal an dieser Marke nach oben ab. Sollte es nun zu einem Bruch kommen, könnte es in einem Zug runter auf EUR/CHF 1,2000 gehen.