Mit dem neuen Mindestkurs-Modell würde der Eurokurs aktuell bei 1,1950 Franken notieren. Die Schweizer Wirtschaft dürfte mit einer Abwertung der Gemeinschaftswährung im Zeitlupentempo gut zu recht kommen. Nicht so die vielen Franken-Fremdwährungskreditnehmer in Österreich und Deutschland.
Weil weiterhin der Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken gilt, notiert das EUR/CHF-Devisenpaar bei 1,2008. Am Markt machen Spekulationen die Runde, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit Euro-Stützungskäufen den Mindestkurs verteidigen muss. Wenn man ihn ließe, würde der Eurokurs demnach unter 1,20 Franken abtauchen.
Ernst Baltensperger, einflussreicher Vordenker in der Geldpolitik der Schweiz, will dem Euro eine kontrollierte Abwertung erlauben. Gemäß seinem Anbindungsmodell wäre es dem EUR/CHF-Kurs in den letzten zwei Handelstagen gestattet worden auf 1,1950 zu sinken.
Für Baltsensperger, wissenschaftliche Ziehvater von SNB-Präsident Thomas Jordan, ist die Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken entscheidend. Der Dollarkurs kletterte seit Wochenbeginn von 1,0130 Franken auf 1,0180 Franken (+0,49 Prozent).
Demnach dürfte der Euro-Franken-Kurs um ein halbes Prozent von derzeit 1,2008 auf 1,1950 abwerten.
Spekulationen über eine Korrektur der Mindestkurspolitik kochen seit Weihnachten, als die SNB mit der Einführung negativere Zinsen die Märkte überraschte, immer wieder hoch. Hintergrund: Die SNB konnte auch mit dem Negativzins keine anhaltende Aufwertung des Euros herbeiführen.
Die Devisenprognostiker der Banken scheinen die Zeichen der Zeit bisher nicht erkannt zu haben. Sie hinken mit ihren Vorhersagen der Realität hinterher. Das ist für Franken-Fremdwährungskreditnehmer gefährlich, die im Vertrauen auf die Prognosen der Banken keinerlei Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sich vor Eurokursen unter 1,20 Franken zu schützen.
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