Dass der Eurokurs aktuell mit 1,2011 Franken hauchdünn über dem Mindestkurs notiert, ist nicht im Interesse der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie hätte gerne etwas mehr Luft zu der Untergrenze bei 1,2000. Steht auf der Wunschliste von SNB-Chef Thomas Jordan eine bedingungslose Dauermitgliedschaft Griechenlands im Euroraum ganz oben? Bei Angela Merkel blitzt er damit ab.
Angesprochen darauf, dass man in Deutschland einen Austritt Griechenlands (Grexit) gelassen sehe, erwidert Jordan in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ECO: "Man darf aber diese Risiken, falls es zu einem Austritt kommen sollte, nicht unterschätzen; die Risiken sowohl für die Eurozone, aber natürlich vor allem auch für Griechenland selber."
Es ist nachvollziehbar, dass die SNB einem Grexit skeptischer gegenüber steht als Angela Merkel. Würde Griechenland aufhören seine Schulden zu bedienen, hätte Merkel zwar ein Loch in der Staatskasse von rund 65 Milliarden Euro. Erfahrungen mit Staatspleiten (z.B. Argentinien) zeigen aber, dass die Länder früher oder später immer einen Teil zurückbezahlen, um eine Rückkehr an die Fremdkapitalmärkte zu schaffen.
Schnapsidee
Jordan hat mehr zu verlieren. Sollte sich heraus stellen, dass der Mindestkurs bei einem Grexit nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, würde die SNB zweistellige Milliardenverluste auf ihre Euro-Devisenreserven machen. Auch wenn es der Schweizer Notenbank gelänge die Euro-Untergrenze bei einem Grexit erfolgreich zu verteidigen, hätte das einen hohen Preis.
Der Gegenwert der Devisenreserven könnte von derzeit 462 Milliarden Franken auf 750-1.000 Milliarden Franken klettern. Bedenkt man, dass die SNB 10-15 Prozent ihres Fremdwährungsbestandes in Aktien investiert, würde eine von vielen Börsianern für unvermeidlich gehaltene Korrektur der Aktienmärkte ganz schnell der SNB einen Verlust von 30 Milliarden Franken bescheren.
"Der Mindestkurs ist absolut zentral um eben adäquate, richtige monetäre Bedingungen für die Schweiz aufrecht zu erhalten", begründet Jordan. Von Teilen der Schweizer Finanz- und Wirtschaftselite wird die vor mehr als drei Jahren eingeführte Untergrenze inzwischen als "Schnapsidee" bezeichnet.
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