"Ich kann versichern, dass die griechischen Geldautomaten am Dienstag einwandfrei funktionieren werden", sagt Finanzminister Varoufakis nach der Beilegung des Schuldenstreits. Kapitalverkehrskontrollen kämen für den Moment nicht mehr in Frage, heißt es aus Kreisen der Europäischen Zentralbank (EZB).
Es hat den Anschein, dass die griechische Regierung im Schuldenpoker nur eingelenkt hat, um zu verhindern, dass die Bevölkerung nach einem verlängerten Wochenenden eine böse Überraschung beim Gang zum Geldautomaten erlebt. Der Schuldenstreit scheint längst nicht ausgestanden. Spätestens in vier Monaten, wenn ein neues Rettungspaket fällig wird, dürfte es wieder von vorne losgehen.
Hat Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras nur einen taktischen Rückzug angetreten? Tsipras könnte warten, bis die EZB wieder griechische Staatsanleihen als Sicherheit für Notenbankkredite akzeptiert und sich die die Lage des von massiven Kapitalabflüssen schwer beeinträchtigten Finanzsektors bessert, um sodann mit neuen Forderungen die Eurogruppe vor den Kopf zu stoßen.
Aus Verhandlungskreisen in Brüssel heißt, die Griechen hätten "schwere Kost schlucken" müssen. "Das oder es ist Schluss", soll Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem Tsipras in einem Telefonat gedroht haben, nachdem er mit denen hinter der harten Haltung Deutschland geschlossen stehenden Euroländern ein Kompromisspapier ausgearbeitet hatte.
Möglicherweise ist der jüngste Rückgang des Euros von 1,0812 Franken auf 1,0662 Franken bereits ein Hinweis, dass noch viele böse Überraschungen aus Athen kommen, mit denen die Stabilität des Euroraums untergraben werden.
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