Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wäre wohl besser gefahren an dem Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken noch ein Weilchen festzuhalten. Mit der abrupten Aufhebung der Stützgrenze schneidet sich die Schweiz ins eigene Fleisch. Beim Euro-Franken-Kurs macht sich Enttäuschung breit. Das Devisenpaar sinkt von EUR/CHF 1,0640 auf 1,0550.
Etwa 58 Milliarden Franken musste die SNB im Januar 2015 in Euros einwechseln, damit die Gemeinschaftswährung da steht, wo sie jetzt ist: Bei 1,05 Franken. Ohne die massiven Stützungskäufe wäre der Euro längst unter 1,00 Franken abgetaucht. Die von der SNB an den Internationalen Währungsfonds (IWF) gemeldete Zahlen über die Höhe der Devisenreserven sind ein Dämpfer für Euro-Bullen.
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Im Dezember 2014, als der Mindestkurs noch gegolten hatte, intervenierte die SNB am Devisenmarkt für lediglich 32 Milliarden Franken. Daraus folgt: Die SNB muss ohne Wechselkursanbindung stärker eingreifen als mit. Das ist genau das Gegenteil, was sie beabsichtigt hatte. Darüber hinaus leidet die Schweizer Wirtschaft unter dem starken Franken.
Besonders deprimierend für die Schweizer Währungshüter ist allerdings die Tatsache, dass sie den Euro schon jetzt extrem kräftig stützten muss, obgleich die massiven Käufe von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB) noch garnicht begonnen haben. Wenn das EZB-Programm ab März 2015 läuft, wird man demzufolge wohl noch stärker gegenhalten müssen.
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Derweil verbessern sich Wirtschaftsaussichten für die Eurozone. Die EU-Kommission erhöht ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr um 0,2 Prozent auf 1,3 Prozent. Für 2016 rechnet die Brüsseler Behörde mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,9 Prozent (vorher: 1,7 Prozent).
Die Schweizerische Nationalbank wäre wohl besser gefahren, den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken beizubehalten, bis der Wachstumsmotor im Euroraum wieder einigermaßen rund läuft.