Der Schweizer Franken sei auf einem guten Weg die horrende Überwertung gegenüber dem Euro abzubauen, sagen die einen. Die anderen sind der Meinung, dass der Euro-Franken-Kurs mit seinem Hoch bei 1,0812 bereits das Maximale heraus geholt habe. An einem Rücksetzer auf die Parität (1 Euro = 1 Franken) gehe wegen der EZB-Geldschwemme kein Weg vorbei.
Am 15. Januar 2015 hebt die Schweizerische Nationalbank (SNB) aus heiterem Himmel ihren seit dreieinhalb Jahren gültigen Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken auf. Der Euro-Franken-Kurs erleidet erdrutschartige Verluste. Er fällt im Tief auf 0,86, stabilisiert sich aber zum Ende dieses in die Geschichtsbücher eingehenden Handelstages bei 1,0130.
Noch nicht einmal als George Soros Anfang der Neunziger Jahre die Bank von England sprengte, und mit einer Devisenwette gegen das Britische Pfund in wenigen Augenblicken mehr als eine Milliarde Dollar scheffelte, kam es zu einem so starken Wechselkursrückgang wie bei der Mindestkurs-Aufgabe.
Die Erholung des Euros währt nur wenige Tage, weil die Europäische Zentralbank (EZB) am 22. Januar 2015 den Kauf von Staatsanleihen im Gesamtumfang von 1,14 Billionen Euros beschließt. Drei Tage später wird in Griechenland der Linkspopulist Alexis Tsipras an die Macht gespült. Der Euro-Franken-Kurs sinkt wegen der EZB-Geldschwemme und einer neu aufkeimenden Grexit-Gefahr am 25. Januar 2015 auf ein Tief bei 0,9780.
Es folgt eine rapide Erholung der Gemeinschaftswährung. Der Euro-Franken-Kurs klettert mit Leichtigkeit über die Parität und macht erst am 5. Februar 2015 bei 1,0640 halt. Gespeist wird der Anstieg von Euro-Stützungskäufen der SNB. Die eidgenössischen Währungshüter intervenieren am Devisenmarkt munter weiter, als hätten sie den Mindestkurs nie aufgegeben.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem Rückgang des Euro-Franken-Kurses auf 1,0415 bis zum 9. Februar 2015 geht es wieder nach oben. Die neu angefachte Aufwärtsbewegung führt zu der Bildung eines Fünfwochenhochs bei 1,0812. Hinter dem Anstieg steckt diesmal nicht die SNB, sondern gute Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Das Wachstum beschleunigt sich schneller als von Ökonomen prognostiziert.
Über 1,08 wird die Luft dünn, und so sinkt der Euro-Franken-Kurs trotz der Beilegung des Schuldenstreits zwischen Griechenland und der Eurogruppe auf 1,0660. Die Gemeinschaftswährung könnte noch weiter in Deckung gehen, weil die EZB ab dem 2. März 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen den Fuß aufs Gaspedal drückt.