Devisenexperten reiben sich die Augen. Der Euro-Franken-Kurs klettert entgegen ihren Prognose auf 1,08. Der Wechselkurs könnte als nächstes über 1,10 springen. Damit es dazu kommt, müsste man in Berlin über seinen Schatten springen.
Deutschland lehnt den Antrag der griechischen Regierung für eine Verlängerung von Finanzhilfen ab. "Der Brief aus Athen ist kein substanzieller Lösungsvorschlag", sagt der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Martin Jäger, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der Euro-Franken-Kurs sackt daraufhin von 1,0803 auf 1,0773 ab.
"Wenn allerdings der heutige Verlängerungsantrag der griechischen Regierung nicht ausreichende Zusagen enthält, könnte der Franken ggü. dem Euro wieder aufwerten", schreibt die Bayerische Landesbank in ihrem täglichen Devisenkommentar.
Vor genau fünf Wochen hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken aufgehoben. Der in den freien Mark entlassene Euro-Franken-Kurs war daraufhin bis auf 0,86 gefallen. Es folgte eine bis heute andauernde Erholung des Wechselkurses auf 1,0803 (+25,62 Prozent).
"Nein, ich habe nicht mit einer so stetigen Erholung des Euro-Franken-Kurses gerechnet. Wir sind von einem Kursbereich von 1,00 bis 1,05 ausgegangen und sehen weiterhin eine erhebliche Gefahr, dass es zu stärkeren Frankenaufwertungen kommt", erklärt der UBS-Devisenxperte Thomas Flury im Gespräch mit cash.ch.
Sollte es im Schuldenstreit zwischen Griechenland und den Euro-Geberländern zu einer Lösung kommen, würden die Währungsmärkte damit beginnen, die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone (Grexit) aus dem Euro-Franken-Kurs auszupreisen.
Aus charttechnischer Sicht wäre dann Platz für einen Anstieg des Euros auf 1,1070 Franken. An dieser Stelle befindet sich ein vor dreieinhalb Jahren gebildetes Widerstandsniveau.