Den Euro-Franken-Kurs zieht es trotz des fortwährenden Schuldenstreits zwischen Griechenland und seinen Geldgebern in immer luftigere Höhen. Der Euro kostet vor dem mit Spannung erwarteten Treffen der Finanzminister in Brüssel bis zu 1,0812 Schweizer Franken. Einen Grexit dürfte es auch bei einer Staatspleite nicht geben. Hellas hat keinen Grund die Kuh, die es melken kann, zu schlachten.
In Berlin hat man die Nase voll. Den Antrag Griechenlands auf neue Kredite bezeichnete die Bundesregierung als "Trojanisches Pferd", weil sich die griechische Regierung nicht an die mit den Finanzhilfen einhergehenden Reformauflagen halten möchte. Darüber hinaus dürfte es Merkel, Schäuble & Co. missfallen, dass Athen nach einer Brückenfinanzierung ein neues Hilfsprogramm aufsetzen will. Auch das steht in dem Brief von Finanzminister Varoufakis an Eurogruppen-Chef Dijsselbloem.
Griechenlands Premier Alexis Tsipras plant während seiner gesamten Legislaturperiode die Euro-Geberländer zu melken. Das war von der Eurogruppe anders geplant. Griechenland sollte über die Ausgabe von Staatsanleihen alleine über die Runden kommen. Im Gespräch war, dass die Euro-Geberländer diesen Prozess mit einer vorsorglichen Kreditlinie in Höhe von 10 Milliarden Euro unterstützen. Dieser Plan ist wegen der Kapitalflucht aus Griechenland und rapide sinkenden Steuereinnahmen inzwischen eine Illusion.
Dass sich der Euro-Franken-Kurs trotz dem Schuldenstreit sehr stabil präsentiert, ist ein Indiz dafür, dass es keinen Grexit geben wird. Ein Euroland kann de facto nicht gegen seinen Willen aus dem Währungsraum gedrängt werden. Volkswirte, die argumentieren, dass es mit einer Staatspleite Griechenlands unweigerlich zu einem Euro-Austritt käme, fehlt die politische Komponente.
Bei einer Staatspleite dürfte Athen nicht ein weiteres Zahlungsmittel (Drachme) einführen, sondern Kapitalverkehrskontrollen. Gleichzeitig würde man die Europäische Zentralbank (EZB) und die Euro-Geberländer mit neuen Hilfsgesuchen bombardieren. Zu der Einführung von Kapitalverkehrskontrollen könnte es bereits an diesem Wochenende kommen, sollten die Verhandlungen in Brüssel eine neue Dynamik entfalten. Die griechischen Banken sind wegen eines Feiertages am Montag für ein verlängertes Wochenende geschlossen.