Der Euro zeigt der Schweizerische Nationalbank (SNB) die kalte Schulter. Er steigt aus eigener Kraft auf 1,08 Franken. Was vor einigen Wochen noch undenkbar erschien, nämlich dass der Gemeinschaftswährung eine steile Bergfahrt um mehr als zehn Rappen gelingt, ist nun Realität. Mit der fortwährenden Aufholjagd erhöht sich allerdings das Rückschlagpotential.
Zwischen dem 23. Januar und 20. Februar 2015 kletterte der Eurokurs von 0,9775 Franken auf 1,0812 Franken (+10,61 Prozent). Aktuell werden für 1 Euro Kurse von 1,0755 Franken bezahlt. Gemäß den Schweizer Franken Prognosen der Global Player hat der Euro-Franken-Kurs sein Aufwärtspotential für das laufende Jahr bereits ausgereizt.
Schweizer Banken haben in der vergangenen Woche etwas weniger Geld bei der SNB deponiert als in der Woche davor. Die Sichtguthaben sanken von 384,92 Milliarden Franken auf 382,97 Milliarden Franken. Der Rückgang ist in Indiz dafür, dass die SNB keine Devisenkäufe vornahm.
Kaufen die Währungshüter Euros, steigen die Guthaben, wie anhand der Entwicklung der Sichtguthaben in der zweiten Januarhälfte deutlich wird. Stützungskäufe sind aber derzeit nicht erforderlich. Anders sähe es aus, wenn der Eurokurs bei 1,00 Franken läge. Die SNB würde eingreifen, um eine allzu große Schadwirkung auf die Exportwirtschaft zu verhindern.
"Die wichtigste Maßnahme der SNB sind die Negativzinsen. Sie greift in ruhigen Zeiten, bietet aber leider wenig Schutz bei Turbulenzen. Daher ist es im Moment nicht überraschend, dass der Franken sich langsam abschwächt", erklärt der UBS-Devisenexperte Thomas Flury gegenüber cash.ch den Anstieg des Euros.
Der Euro-Franken-Kurses würde demnach wieder sinken, wenn es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten käme, wie einer drastischen Korrektur der sehr hoch bewerteten Aktienmärkte. Auslöser könnte eine Leitzinserhöhung der US-Notenbank Fed sein, die einige Analysten bereits für Juni 2015 auf dem Radarschirm haben.