Der Euro-Franken-Kurs befindet sich seit Wochen in einer lethargischen Abwärtsbewegung. Eines der Probleme der Gemeinschaftswährung ist die auf wackligen Beinen stehende konjunkturelle Erholung im Euroraum. Dies führt wiederum dazu, dass dem steten Konfrontationstropfen der griechischen Regierung mehr Gewicht zu kommt.
Im Februar war 1 Euro noch bis 1,08 Franken wert. Zum Ende der vergangenen Handelswoche waren es nur noch 1,05. Aktuell befindet sich das Devisenpaar auf einem leichten Anstiegskurs bei 1,06. Allerdings ist momentan keinerlei Dynamik auszumachen. Ferner spricht der in den letzten Wochen etablierte Abwärtstrend für eine baldige Fortsetzung der Talfahrt.
"Das ist eine zyklische Erholung und keine strukturelle", beschreibt Peter Praet, Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), auf einer Finanzkonferenz in Frankfurt den Wirtschaftsaufschwung im Euroraum. Eine strukturelle Stärkung des Währungsblocks lasse auf sich warten.
Die Bemerkungen des einflussreichen Belgiers deuten darauf hin, dass Italien, Frankreich, aber auch Deutschland nicht genug getan haben, um das in ihren Volkswirtschaften schlummernde Wachstumspotential zu heben. Die Politik kann wegen den EZB-Maßnahmen sowie des konjunkturanfachenden Ölpreisabsturzes von den so unbeliebten Strukturreformen absehen.
Politik spielt Foul
Hätten die Europäer eine strukturellen Aufschwung wie die USA, wäre die Euro-Franken-Kurs wahrscheinlich schon über 1,10, argumentieren Devisenexperten. Weil es sich allerdings um ein konjunkturelles Strohfeuer handele, das mit einem Euro-Austritt Griechenlands (Grexit) zu Ende wäre, bleibe der Euro gegenüber dem Schweizer Franken schwach auf der Brust.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras dreht derweil von den Vorgängerregierungen durchgeführte Strukturreformen zurück. Der Mindestlohn wird wieder angehoben, der Arbeitsmarkt stärker reguliert und Privatisierungen gestoppt. Gleichzeitig pocht er auf frische Hilfsgelder. Wenn die Eurogruppe jetzt nicht zahle, dann sei das Foulspiel, so Tsipras. Umgekehrt würde er nicht Foul spielen, wenn er die Reformen zurück drehe, weil ihm das griechische Volk dazu beauftragt habe.
Wie sich nun herausstellt, hat die neue griechische Regierung den Haushalt ruiniert. Es kann inzwischen keine Rede mehr davon sein, dass der Staat von seinem Einnahmen die Ausgaben bestreiten kann, wenn man die Zinszahlungen nicht berücksichtigt.
In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres lag das Haushaltsdefizit bei 684 Millionen Euro, teilte die griechische Zentralbank gestern mit. Im Januar und Februar 2014 erwirtschaftete der Staat noch einen Überschuss von 139 Millionen Euro.