"Wir halten vorübergehende Taucher bei EURCHF unter die Parität für möglich." Das sind die Worte des Devisenexperten Thomas Flury von der UBS. Die größte Bank der Schweiz kann sich mit einem Anstieg des Euros nicht anfreunden. Stattdessen rechnet sie mit einem Klebenbleiben bei 1,05 Franken sowie neuen Euro-Stützungskäufen seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Wenn die UBS eine solche Wechselkursprognose abgibt, hat das Gewicht. Es gibt kaum eine Bank, die die Lage in der Schweiz und das internationale Umfeld so gut einschätzen kann wie der Schweizer Branchenprimus. Darüber hinaus hat sie in den letzten Jahren einen guten Riecher bewiesen. Als andere Banken aufgrund des Mindestkurses den Euro auf 1,30 Franken steigen sahen, blieb man bei der UBS stets vorsichtig.
"Der Schweizer Franken ist ein halbes Jahr nach der Aufgabe der Kursuntergrenze zum Euro rund 15 Prozent überbewertet und die Aussichten auf eine baldige Abschwächung des Schweizer Frankens stehen schlecht", erklärt die UBS. Es könne durchaus sein, dass die Schweizerische Nationalbank sporadisch intervenieren müsse, um der Frankenstärke Einhalt zu gebieten.
Hintergrund der schwachen Kursentwicklung des Euros sei die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Mario Draghi halte an seinem Ziel, die Bilanzsumme auf drei Billionen Euro mithilfe des Ankaufs von Staatsanleihen auszudehnen, fest. Aus diesem Grund könne der Eurokurs sogar sporadisch unter 1,00 Franken (Parität) fallen.
Demzufolge dürfte der Euro erst dann steigen, wenn die EZB ihre Anleihekäufe von 60 Milliarden Euro pro Monat beginnt zu drosseln (Tapering). Bisher gibt es dafür keinerlei Anzeichen, weil die jährliche Inflationsrate im Euroraum zuletzt bei 0,2 Prozent lag. Die EZB will Staatsanleihen kaufen, bis die Inflation wieder bei zwei Prozent liegt.
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