Der Eurokurs klettert mit 1,0574 Franken auf den höchsten Stand sei vier Monaten. Spekulanten hegen erste Zweifel an der vermeintlichen Schweizer Fluchtwährung. Zentrale Wirtschaftsdaten deuten daraufhin, dass sich die Konjunktur in der Alpenrepublik abkühlt. Die Wirtschaft in der Eurozone wächst hingegen immer stärker.
Die Schweizer Wirtschaft ist auch sechs Monate nach der plötzlichen Aufhebung der Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken nicht über den Berg. "Für dieses Jahr ergibt sich insgesamt ein tiefes BIP-Wachstum von 0,4% aufgrund des starken Frankens und der verhältnismäßig lauen weltweiten Konjunkturentwicklung", prognostiziert die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich.
Währungsspekulanten sind dabei ihre Positionen umzubauen. Ende Juni 2015, als der Eurokurs auf 1,0312 Franken einbrach, hatten die Euro-Bären noch die Oberhand. Sie gingen von einer Stippvisite des Wechselkurses an der Parität (1 Euro = 1 Franken) aus.
Dazu kam es nicht. Denn die Schweizerische Nationalbank (SNB) räumte auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise ein, bei 1,03 Franken Euro-Stützungskäufe zu tätigen. Die Gemeinschaftswährung bildete einen Boden und ging in den Anstiegsmodus über. Es stellte sich heraus, dass das Wachstum in der Eurozone anzieht.
Die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsgebiet wird nach Einschätzung der EU-Kommission im laufenden Jahr um 1,5 Prozent wachsen. 2016 soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Euroländer dann im Mittel um 1,9 Prozent zulegen.
Aus charttechnischer Sicht heißt das Motto für den Eurokurs: Am Ball bleiben. Sollte er es über 1,06 Franken schaffen, dürfte es weiter nach oben gehen. Es wäre Platz für einen Anstieg auf das Hoch vom Februar 2015 bei 1,08. Überlegt es sich der Euro-Franken-Kurs anders und beginnt zu fallen, findet er bei 1,05 halt. Bricht diese Unterstützung weg, wäre Platz für einen Rückgang auf 1,03.
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