Der Eurokurs verfängt sich zwischen 1,03 Franken und 1,05 Franken. An der unteren Grenze steht die Schweizerischen Nationalbank (SNB) bereit mit Stützungskäufen die Gemeinschaftswährung aufzupeppeln. Am oberen Ende lauern die griechischen Linksradikalen. Die von ihnen ausgehende unendliche Grexit-Gefahr verhindert einen Anstieg des Euros. Der Wirtschaftsaufschwung im Euroraum zeigt, dass Eurokurse bei 1,10 Franken durchaus berechtigt wären.
Deutschlands Vizekanzler Sigmar Gabriel fürchtet, "dass wir wieder in einen langen Verhandlungsmarathon kommen." Die Politik wird demnach auch nach fünf Jahren Griechenlands-Krise keine dauerhafte Lösung finden. Alexis Tsipras wird des Taktierens nicht müde. Auf dem Tisch liegt nun ein Verhandlungsvorschlag der griechischen Regierung, der sich nicht wesentlich von dem Reformplan unterscheidet, den die Griechen am Sonntag bei dem Referendum mit großer Mehrheit abgelehnt haben.
Ewige Grexit-Gefahr
Das Referendum könnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein. In Wirklichkeit dürfte es Tsipras und seinem ehemaligen Finanzminister Varoufakis darum gegangen sein den Internationalen Währungsfonds (IWF) loszuwerden. Weil Griechenland seine Schulden beim IWF nicht bezahlt hat, sitzt der Washingtoner Geldverleiher bei den nun wieder startenden Verhandlungen nicht mit am Tisch. Athen dürfte als nächstes versuchen, die Euroländer zu spalten, um ein weichgespültes Reformprogramm zu bekommen. Deutschland und Frankreich zanken sich bereits über einen Schuldenschnitt.
Ein vom Forschungsinstitut Sentix erhobener Konjunkturindex für die Eurozone steigt im Juli um 1,4 Punkte auf 18,5 Punkte. "Trotz der Griechenland-Krise schätzen die Anleger die Konjunktur des Euroraums stärker als im Juni ein", kommentiert Sentix-Analyst Sebastian Wanke. Würde sich nicht seit Monaten die Aufmerksamkeit auf Griechenland richten, das gerade einmal zwei Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone ausmacht, wäre der Euro wahrscheinlich schon wesentlich mehr als 1,05 Franken wert.
Allerdings führt die unendliche Grexit-Gefahr dazu, dass die Nachfrage nach dem als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken immer wieder hochkocht. Infolgedessen holt sich der Euro eine Vitaminspritze bei der Schweizerischen Nationalbank ab. Die eidgenössischen Währungshüter intervenieren ab Euro-Wechselkursen von 1,03 Franken. Bisher fielen die Stützungskäufe gering aus, wie aktuelle Statistiken zu den Devisenreserven zeigen. Sollte es Tsipras jedoch gelingen durch die Grexit-Gefahr das Wachstum im Rest des Euroraums zu drosseln, müsste die SNB sehr viel mehr tun.
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