Aktuell werden für 1 Euro 1,0725 Franken bezahlt. So viel war der Euro das letzte Mal vor fünf Monaten wert. Ist die Aufwärtsbewegung selbsttragend oder steckt die Devisen-Kanone der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dahinter? Die Notenbanker haben wegen eines unlängst eingefahrenen 50-Millarden-Verlustes ein ureigenes Interesse daran, den EUR/CHF-Kurs anzuheben.
"Sollte die Hürde von 1,0730 genommen werden, rücken die Höchstkurse vom Februar über 1,0800 in den Fokus", sagen die Devisenfachleute der Zürcher Kantonalbank in einem aktuellen Kommentar. Auch bei einem Erreichen der Februarhochs dürften Rückschläge begrenzt sein, zumal ab Wechselkursen von 1,0650 die erste charttechnische Unterstützung beginne, so die Kantonalbank.
In der deutschen Industrie laufen die Geschäfte ziemlich gut. Der Auftragseingang erhöhte sich im Juni um 2,0 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet, nachdem die Bestellungen im Mai um 0,3 Prozent gesunken waren.
Neben Deutschland kommt die für Europa so wichtige Industriekonjunktur in Italien nun so richtig in Schwung. Die Stimmung ist sehr gut, wie der im Juli auf 55,3 Zähler gestiegene Einkaufsmanagerindex (PMI) zeigt. Recht komfortabel über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern liegt auch der PMI-Index der französischen Dienstleister, der einen Wert von 52,0 Punkten aufweist.
Fragiler Franken
In der Schweiz läuft die von der Frankenstärke gebeutelte Industriekonjunktur alles andere als rund. Ein PMI-Indexstand von 48,7 Punkten zeigt, wie sehr das produzierende Gewerbe sieben Monate nach der Aufhebung der Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken leidet.
Die aktuelle Frankenschwäche sei auch ein Ergebnis der schwachen Konjunkturdaten aus der Schweiz, zitiert Bloomberg den Chefstrategen Peter Rosenstreich von der Swissquote Bank. Rosenstreich hält es für möglich, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Finger im Spiel hat. Sie könnte die wegen der Urlaubssaison dünne Liquidität nutzen, um den Euro zu pushen.
Die SNB hat in der vergangenen Woche einen Rekordverlust von 50 Milliarden Franken für das erste Halbjahr ausgewiesen. Ursache waren enormen Wechselkursverluste auf die Euro-Reserven. Sollte der Euro auf 1,10-1,20 Franken steigen, könnte die SNB den Verlust für das Gesamtjahr auf etwa 25 Milliarden Franken verringern.
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