Der Euro steigert seinen Wert auf 1,1050 Franken. Das sind schlechte Nachrichten für Einzelhändler im Südwesten Deutschlands. Sie dürften wegen des Schwäche-Anfalls des Frankens einen Teil ihrer zahlungskräftigen Kundschaft aus der Schweiz verlieren. Sorgen müssen sie sich aber keine machen. Einen Durchmarsch des Euro auf seinen fairen Wert bei 1,25 Franken wird es kaum geben. Laut der UBS neigt sich Rallye dem Ende.
Zwischen dem 29. Juni und 11. September 2015 kletterte der Euro von 1,0310 auf 1,1050 Franken (+7,18 Prozent). Ausgangspunkt der Rallye war das nunmehr dritte Hilfspaket für Griechenland. Die Gefahren eines Grexit verflüchtigten sich. Im Juli und August fokussierten sich Marktakteure dann auf besser werdende Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Gleichzeitig beobachtete man eine Abkühlung der Schweizer Wirtschaft.
"Ich gebe der aktuellen Rally aber wenig Chancen auf Bestand", zitiert das Handelsblatt Thomas Flury von der UBS. "Die europäischen Zinsen liegen viel zu tief. Die Differenz zwischen den zweijährigen Zinsen in Europa und der Schweiz ist viel zu gering für eine Nachhaltige Abwertung des Frankens", begründet der Devisenexperte der größten Bank der Schweiz seine mit Abwärtsrisiken gespickte EUR/CHF-Prognose.
Liechtensteins VP Bank sieht den fairen Wert des Euro, also jenen, der realwirtschaftlich gerechtfertigt wäre, bei 1,25 Franken. "Dass wir allerdings diese Niveaus zügig entgegen streben, ist wohl eher unwahrscheinlich", schränkt des Geldhaus in einem aktuellen Währungskommentar ein. Die VP Bank ist dennoch recht optimistisch. Sie rechnet mit einem Anstieg des Euro-Franken-Kurses auf 1,15, aber erst im Jahr 2016.
Unter dem Strich stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Kassen der Einzelhändler in Grenznähe weiterhin klingeln. Große Sprünge beim Umsatz sind aber nicht zu erwarten. Denn die Kaufkraft der Schweizer Kundschaft war schon einmal deutlich größer. Ende Januar 2015 galt ein Wechselkurs von 1 Euro = 1 Franken.