Für den Euro wird die Luft allmählich eng, und so verbucht der EUR/CHF-Wechselkurs den dritten Wochenverlust in Folge. Schwache Konjunkturdaten aus der Schweiz reichen nicht länger aus, um den Franken abzuschwächen. Weil im Euroraum die wirtschaftliche Erholung mühselig ist, kommt auch von der Euro-Seite keine Unterstützung. Aktuell steht der Euro Frankenkurs bei 1,0898. In der Schweiz muss man für 1 Franken umgerechnet 0,9176 Euro hinblättern.
In Anbetracht einer schrumpfenden Industrie und mürrischen Schweizer Konsumenten hätte sich der Franken eigentlich auf 1,10 per 1 Euro abschwächen müssen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) sinkt von 52,2 Punkten im August auf 49,5 Zählern im September. Werte unter 50 Punkten zeigen, dass die Industriekonjunktur am schrumpfen ist. Auch die Einzelhandelsumsätze lagen mit einem Minus von 0,3% gegenüber dem Vorjahresmonat unter den Erwartungen der Analysten.
Seitdem der Eurokurs am 11. September 2015 ein 8-Monatshoch bei 1,1050 Franken erreichte, geht es kontinuierlich nach unten. Es handelt sich allerdings um eine Talfahrt mit angezogener Handbremse. Bisher summieren sich die Kursverluste des Euros lediglich auf 1,38%. Das ist im Grunde genommen nicht der Rede wert, bedenkt man, dass der Euro am schwarzen Donnerstag binnen weniger Stunden um 35% von 1,20 Franken auf 0,78 Franken eingebrochen war.
"Vor dem Hintergrund robuster Wirtschaftsdaten aus der Eurozone und in der Annahme, dass die EZB keine weiteren Maßnahmen ankündigt, erwarten wir den Wechselkurs CHF/EUR bis Jahresende eher stabil", heißt es in einem aktuellen Währungskommentar von Swiss Life Asset Management.
Dass sich die Wirtschaft in der Eurozone weiter erholt, ist keinesfalls sicher. Wie in der Schweiz kann in der Eurozone der Einkaufsmanagerindex jederzeit unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten sinken. Der Frühindikator stagnierte zuletzt bei 52,0 Zählern. "Trotz der beispiellosen Anreize durch die Zentralbank und der beträchtlichen Währungsabwertung kommt der Eurozone-Industriesektor noch immer nicht richtig in Schwung und riskiert sogar Stillstand", kommentiert der Chef-Volkswirt Chris Williamson vom Markit-Insitut, das die Daten für den PMI erhebt.
Man erwarte bis zum Jahresende keine nennenswerte Kursänderung, sagt Swiss Life. Die Charttechnik kommt zu dem selben Ergebnis. Der Euro-Franken-Kurs würde sich demnach in einer Seitwärtsbewegung zwischen 1,0750 und 1,1050 Franken einpendeln. Gefährlich wird es für den Euro, sollte er wegen einer massiven Ausweitung der Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Unterstützung bei 1,07 Franken reißen.
Weiterlesen:
EZB-Bombe ist nicht im EUR/CHF-Kurs eingepreist