Beim Euro-Franken-Kurs zeichnet sich ein Ausbruch ab. Der Wechselkurs sinkt mit 1,0820 auf den tiefsten Stand seit anderthalb Monaten. Die Lage ist heikel: Bei 1,08 ist eine wichtige Unterstützung. Im Lager der Banken-Auguren bekommen die Skeptiker Zulauf. Bei der St.Galler Kantonalbank, der UBS und nicht zuletzt der ultrakritischen Commerzbank traute man dem Anstieg des Euros von Anfang an nicht über den Weg.
Über den Sommer kletterte der Eurokurs von 1,03 Franken auf 1,1050 Franken (+7,28%). Beschleunigt hat sich die Bergfahrt im Hochsommer, als die Gemeinschaftswährung über die 100-Tage-Linie sprang. Mitte September kam der Aufwärtstrend zum Erliegen. Es folgte eine Seitwärtsbewgung. Der Wechselkurs pendelte uninspiriert die meiste Zeit zwischen 1,0850 und 1,10. Die Seitwärtsbewegung könnte nun von einem Abwärtstrend abgelöst werden.
"Der Euro wird gegen Jahresende schwächer werden, wenn die Zinsspekulationen in den USA und die mögliche Ausweitung des QE-Programms der EZB wieder in den Vordergrund rücken. Im Schlepptau des Dollars wird dann auch der Franken zum Euro wieder etwas stärker", kommentierte die St.Galler Kantonalbank vor drei Wochen. Gemäß ihrer derzeit gültigen Wechselkursprognose wird der Euro an Weihnachten zwischen 1,04 und 1,09 Franken (Ø = 1,0650) notieren.
Auch die UBS hat den richtigen Riecher bewiesen. Er gebe der aktuellen Rallye wenig Chancen auf Bestand, ließ sich der UBS-Devisenexperte Thomas Flury vom Handelsblatt 12. September 2015 zitieren. Am Tag zuvor war der Euro auf ein 8-Monatshoch bei 1,1050 Franken geklettert.
Die Commerzbank sieht den Euro bis Ende 2015 auf 1,07 Franken und bis Ende 2016 auf 0,99 Franken sinken. Eine etwaige Interventionsstrategie zur Stützung des Euros seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sei nicht nachhaltig. Würde die SNB tatsächlich intervenieren, würde das den deutschen Devisenexperten zufolge den EUR/CHF-Kurs sogar letzten Endes schwächen.
Charttechniker adjustieren ihre EUR/CHF-Prognose, alsbald der Wechselkurs eine Unterstützung bei 1,08 reißt. Dadurch wäre der Weg frei für einen Rückgang auf die 100-Tage-Linie bei 1,0690. Damit der Euro sich dem Verkaufsdruck entledigen kann, braucht es einen Anstieg über 1,09 Franken.
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