Der Euro wirft trotz Hiobsbotschaften aus Frankfurt und mangelndem Vertrauen einer Schweizer Großbank nicht das Handtuch. Für 1 Euro werden aktuell bis zu 1,0805 Franken bezahlt - nach 1,0735 am Ende der letzten Woche. Die Europäische Zentralbank (EZB) will es offenbar so richtig krachen lassen. Neben einer Zinssenkung bereiten die Währungshüter den Kauf von Schuldscheinen, die von Städten wie Madrid oder Paris oder von Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen begeben wurden, vor.
Mit den Ankauf kommunaler Schuldscheine könne es aufgrund der umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen erst im März 2016 losgehen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Das heißt aber nicht, dass die von Mario Draghi für Dezember 2015 angekündigten Lockerungen vom Tisch sind. Die gleiche Nachrichtenagentur will von EZB-Ratsmitgliedern, die mit Namen nicht genannt werden wollen, erfahren haben, dass es auf der letzten Notenbanksitzung des Jahres auf eine Senkung des aktuell bei -0,20% liegenden Einlagenzins herauslaufen werde.
In Anbetracht immer neuer Lockerungsmaßnahmen seitens der EZB ist für den Eurokurs aktuell nicht mehr als 1,08 Franken drin. "Wir behalten unsere neutrale Einschätzung für EUR/CHF bei, favorisieren aber immer noch eine Absicherung gegenüber einem schwächeren EUR während der Erholungsphasen von EUR/CHF", heißt es in einem aktuellen Währungskommentar der Credit Suisse. Die Bank empfiehlt damit ihren Schweizer Geschäftskunden, die Zahlungseingänge in Euros haben, diese bei einem etwaigen Anstieg des Eurokurses auf 1,09 oder 1,10 CHF in Franken umzutauschen.
Denn in einem oder zwei Monaten könnte 1 Euro nur noch 1,05 Franken oder weniger wert sein. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann de facto nur mit einer drastischen Senkung ihres bei -0,75% liegenden Einlagensatzes den Lockerungen der EZB etwas entgegen setzen. Die SNB hat nämlich klar signalisiert, dass sie nicht unbegrenzt weiter am Devisenmarkt intervenieren wolle.
Weil die Schweiz ein kampferprobte Währungskriegerin ist, ist es auch möglich, dass SNB-Präsident Thomas Jordan entgegen bisherigen Aussagen die Notenpresse wieder vollumfänglich anwirft. Damit wäre allerdings ein Totalverlust an Glaubwürdigkeit verbunden. Jordan würde damit eingestehen, dass er sich mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken geirrt hat. Die Folge wäre wohl eine Rauferei mit Spekulanten. Viele von ihnen haben noch eine Rechnung mit der SNB offen. Sie könnten versuchen, dass mit der Mindestkurs-Aufhebung verlorene Geld zurück zu gewinnen, indem sie auf einen fallenden Euro-Franken-Kurs wetten.