Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird Mario Draghis EZB etwas entgegensetzen müssen. Prinzipiell gilt: Für jeden gedruckten Euro, der die 3-Billionen-Marke übersteigt, muss die SNB einen Franken drucken. In der Praxis hieße das für die Schweizer Währungshüter eine Ausweitung der Interventionen am Devisenmarkt. Eigentlich sollte damit seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken im Januar 2015 Schluss sein. Die SNB wollte nur noch flankierend dem Euro-Franken-Kurs unter die Arme greifen. Sollte Draghi jedoch ernst machen, würde die SNB wohl vor dem Dilemma stehen, wieder genau so stark intervenieren zu müssen wie zu Zeiten des Mindestkurses.
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Bei den Zinsen gibt es eine ähnliche Pattsituation. Im Euroraum liegt der Zins, mit dem Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB verzinst werden bei -0,20%. Schweizer Banken ächzen unter einem Einlagenzins der Schweizerischen Nationalbank von -0,75%. Die tieferen Einlagensätze in der Schweiz federn den Kauf von Staatsanleihen der EZB von monatlich 60 Milliarden Euro ab. Der Euro wird von der EZB-Geldschwemme nicht so stark abgeschwächt. Auch mit diesem Gleichgewicht könnte es bald vorbei sein. Draghi hat angekündigt, den Einlagenzins gegebenenfalls senken zu wollen.
Es könnte auf folgendes Szenario herauslaufen:
- Die EZB dreht den Geldhahn am 3. Dezember 2015 überraschend weit auf.
- Der Eurokurs schwächt sich Richtung 1,05 Franken ab.
- Die Schweizerische Nationalbank muss den Wechselkurs aufpeppeln.
- Auf der SNB-Sitzung am 10. Dezember 2015 wird der Einlagenzins auf -1,00% abgesenkt.
- Der Euro-Franken-Kurs erholt sich und pendelt sich bis Jahresende bei 1,08 ein.