30.11.15

So lässt Mario Draghi den EUR/CHF über die Klinge springen

Die Europäische Zentralbank (EZB) lockert an diesem Donnerstag nur ein wenig die Geldpolitik. Im Anschluss büßt der Euro gegenüber dem Schweizer Franken etwas ein. Der Wechselkurs kommt aber recht schnell wieder auf die Beine und steigt Richtung EUR/CHF 1,10: So glimpflich kommt die Schweiz wahrscheinlich nicht davon. Denn Mario Draghi wird voraussichtlich richtig viel Zahnpasta aus der Tube drücken.

Es ist eine gefährliche Ruhe, die derzeit wie Mehltau über dem Euro-Franken-Kurs liegt. Die Märkte rechnen damit, dass es Draghi bei einer Senkung des Einlagenzinses nebst flankierender Lockerungsmaßnahmen belässt. Der dadurch enstehende Verkaufsdruck wäre vergleichsweise gering, so dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) wenig Mühe hätte den Eurokurs über einer zentralen Unterstützung bei 1,07 zu halten.

Mario Draghi ist allerdings dafür bekannt, stets mehr zu liefern, als von den Finanzmarktteilnehmern erwartet. Und so wird es der EZB-Präsident aller Voraussicht nach bei einer Senkung des Einlagenzinses nicht belassen. Es dürfte eine Aufstockung bei den Käufen von Staatsanleihen hinzukommen. Die monatlichen Käufe könnten von derzeit 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro erhöht werden.

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Würde Draghi dann noch aus dem bisher bis September 2016 zeitlich begrenzten Programm, ein nach dem Vorbild früherer Anleihekäufe der US-Notenbank (Fed) zeitlich unbegrenztes Programm machen, wäre die Überraschung perfekt. Die Nachricht, dass die EZB solange Staatsanleihen kauft, bis die Inflation wieder bei 2% ist, wäre eine Hiobsbotschaft für den Euro-Franken-Kurs.

Die Finanzmärkte müssten unverzüglich einzupreisen, dass die EZB bis ins Jahr 2018 Staatsanleihen kauft. Gemäß den aktuellen Inflationsprognosen wird es noch drei Jahre dauern, bis die Verbraucherpreise im Euroraum wieder mit einem Tempo von 2% steigen.

Nun wäre es an der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in kürzester Zeit ein gleichermaßen starkes Lockerungspaket auf die Beine zu stellen. Die SNB müsste zu aller erst einmal intervenieren, um einen all zu großen Rückfall des Euro-Franken-Kurses zu verhindern. Danach dürfte sie ihren Negativzins weiter nach unten schrauben und/oder die Erhebung negativer Zinsen auf alle Guthaben ausweiten. Mit ein wenig Glück könnte sich der Euro dann bei 1,05 Franken stabilisieren.

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